^8 Römische Fnihlingsbilder
seilen in der Gewöhnung an elektrische Lichter ganz unempfänglich für den Tag nnd die Sonne werden könnten. Unter der Kuppel des Pantheons zerrinnen alle Zweifel an der dauernden Eindrncksfähigkeit des wahrhaft Erhabenen, und die tröstliche Empfindung, daß es ei» Bleibendes gebe, quillt mit dem Tageslicht von oben herab in die Seele. Den von vielen gerühmten magischen Eindruck des Mondscheins in diesen Räumen habe ich durch einen unglücklichen Zufall nicht genosfen, habe aber doch die Pantheonskirche zu den verschiedensten Tageszeiten betreten und stundenlang die tiefe und feierliche Ruhe empfunden, die von dem wunderbaren Rund ausstrahlt. Das Auge, durch das die gleichmäßige Beleuchtung gewvnnen wird, hat nnr einen Mißstand im Gefolge, daß es dem rauschenden römischen Frühlingsregen offen steht. An zwei verschieduen Tagen fanden wir in der Mitte des schönen Fußbodens eine völlige Wasserlache, an die man freilich nicht weiter denkt, sobald man den Blick emporrichtet.
Als einziger vollständig, wenigstens annähernd vollständig, erhaltener Bau des Altertums wird die Panthevnskirche die Phantasie jedes einzelnen, der sie betritt, in die Tage des Oktavianus Angustus, deu Beginn der römischen Kaiserzeit znrücklciten. Aber Einbildungskraft und Erinnerung könne» bei der Zeit seiner Entstehung nicht verweilen, die beiden Hanptgrabmäler, die in, sechzehnten und neunzehnten Jahrhundert i» den Nischen der Rotunde Aufnahme gefunden haben, mahnen verständlich an die größten Zeiten, die Rom seit dem Untergange der alten Welt gesehen Hai, und au die Wandlung der Dinge, die vor zwei Jahrzehnten eingetreten ist. Links von der Eingangshalle zeigt sich die Madvnuenstatue, die Lvreuzetto und Naffaello da Mvnte- lnpo über Rafael Santis Grab errichteten, prangt die Tafel mit Pietro Bembvs Grabschrift für den Fürsten aller Maler. Rechts aber »eben der großen Hauptuische erhebt sich mit Trophäen das eherne Grabmal Viktor Emanuels, des ersten Königs des nenen Italiens. Das sind gewaltige Symbole, und die Weihe, die dem Raume imiewohnt, teilt sich deu Empfinduugen mit, die nns angesichts dieser Grabmäler ergreifen. Das Pantheon scheint bestimmt, Erinnerungsstätte an die große», im Laufe der Jahrhunderte nur selten wiederkehrenden Augenblicke zu sein, wo daS Gefühl der Erhebung, des Glücks und Gelingens siegreich vorwaltet, wo die Meuscheu nur Nüssen, was licht ist, nnd sich der Furcht vor einer dunklern Zukunft entschlagen. Als Marens Agrippa in seinein dritten Konsnlat den Prachtban des Tempels wölben nnd den sieben Hauptgvttheiten weihen ließ, hatte Cäsar Oktavian als Augustns eben die friedliche Herrschaft über das römische Weltreich angetreten, nnd Horaz rühmte die Zeit, die dem römischen Felde wieder der Früchte Pracht heimgegeben habe, in der Cäsar als Hüter der Welt wache, svdaß weder Bürgerwahnsinn noch Gewalt die Ruhe stören könne, in der Janns' Tempel geschlossen und die Tugend der alten Zeiten erneuert sei: