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Maßgebliches und Unmaßgebliches
der Schulregel anfängt? Ohne Zweifel Herr Dr. Riegel! Dns könnte lustig werden.
Zum Schlüsse spielt Herr Riegel noch den bei Leuten in seiner Lage sehr beliebten Trumpf aus, seine Gegner nach dem Namen zn fragen. Sein neuester Aufsatz ist cillerdiugs auch uamenlos erschienen, aber jeder Satz trägt den Stempel seines Verfassers. Er hat gegen unsre Einwendungen nichts Sachliches vorzubringen vermocht; glaubt er wirklich, daß es ihm etwas helfen würde, wenn er erführe, ob Hinz oder Kunz die Bemerkungen in den Grenzboten zu Papiere gebracht hat! Möglicherweise wird es uns einmal belieben, uuseru Namen zu nennen, die grobe Anzapfnng des Herrn Riegel kann uus aber nicht veranlasse», seine Neugier zu befriedigen. Gntmütig, wie wir sind, geben wir ihm aber noch einen guten Rat. Er wird doch einen wahren, aufrichtigen Freund haben? Nun gut, den frage er eiumal aufs Gewisse» nach seiner Meinung in dieser Sache, von dem lasse er sich sagen, ob seine Herrschsucht und sein Eigensinn ihm selbst und dem Sprachverein förderlich feien oder nicht.
Das französische Wespennest. Der kürzlich verstorbene Alfons Karr war bekanntlich ein tüchtiger Gärtner und überhaupt eiu großer Naturfreund. Im letzten Jahre seines Lebens hat er dem Figaro, dessen Mitarbeiter er seit 1827 gewesen war, eine Reihe naturgeschichtlicher Satiren geliefert, die allerlei meuschliche Thorheiten im Bilde des Lebens nnd Treibens kleiner Tiere, wie der Eintagsfliegen und Käfer, verspotten. Die letzte dieser Satiren ist I^ss ^.bsillss überschrieben und am 11. Oktober, elf Tage nach seinem Tode, erschienen. Sie schildert den Bienenstock als eine Mnsterrevublik, in der ein jedes an seinem Platze seine Pflicht erfüllt, ohne durch äußeru Zwaug dazu angehalten zu werden, uud stellt ihm daun die französische Republik gegenüber. Litterarisch ist die Satire insofern verfehlt, als man in der Schilderung der Gebrechen des französischen Staatsweseus die durchgehende Beziehung auf den Bienenstock vermißt; es hätte etwa als Wespennest dargestellt werden können, oder als ein Bienenstock, in dem bei eiuer Revolution die Königinnen umgebracht und die Arbeitsbienen von den Drohnen unterjocht worden Wäre». Au sich aber ist alles, was er der herrschenden Clique sagt, kräftig uud gut.
Republikaner — fo wettert der Alte ^ , Republikaner wollen wir sein? Worin besteht denn unsre Republik? Darin, daß sich nnsre Volksvertreter mit eiuer Stimme Mehrheit dafür erklärt haben. Nach I. I. Rousseau gehört Einstimmigkeit zu einem Verfassungswechsel; bei uus aber ist die eine Hälfte des Volkes weniger einem von der andern Hälfte xlns einem unterjocht worden und wird wie ein besiegter Feind behandelt. Nicht Sklaven sind wir, die ihre Fesseln zerbrochen und sich befreit haben, sondern launische Bediente«, die alle Augenblicke ihren Herrn wechseln. Wir gleichen jenen Wilden, die sich jeden Tag einen andern Götzen machen, indem sie den ersten besten Gegenstand dazu wählen, auf den ihr Blick fällt, wenn sie morgens aus ihrer Hütte treten: heute einen Vogel, morgen eine Eidechse, übermorgen einen Kieselstein. Was nützt uns denn diese Republik? Werden wir deuu billiger uud besser regiert? Lebe« wir glücklicher und freier, wird uus das Fortkommen leichter, mindert sich das Eleud? Die Steuern wachsen täglich, unverschämte Geldverschwendung erweitert beständig die »nausfüllbnre Kluft des Defizits, die Selbstmorde nehmen überHand, Freiheit uud Gerechtigkeit werden verhöhnt, indem die Schuldigen ihre Vettern und Freunde in die hohen Ämter zu bringen wissen und bei diesen Schutz finden, das Privateigentum wird von den Gewalthabern nicht mehr respektirt.