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Maßgebliches und Unmaßgebliches
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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Das Staatsbahnwesen hat seine grundsätzlichen Gegner gewiß namentlich in den Reihen jenerInteressenten," die von den PrivatbahnenInteressen" be­ziehen. Allein es kann nicht verschwiegen werden, daß auch außerhalb svlcher Kreise jetzt vielfach über die Verwaltung Klage geführt wird. Den Reisenden be­rührt oft sehr unangenehm der Untervsfizierston, den Schaffner sich glanben her­ausnehmen zu dürfen. Im westlichen Deutschland herrschte im September, also der Hauptreisezeit, häufig der empfindlichste Wagenmaugel, und dabei gehören Wagen mit dem Seiteugauge, der wenigstens einige Bewegung ermöglicht, immer noch zu den Ausnahmen, wahrend sie beispielsweise in Österreich für Schnellzüge allgemein eingeführt sind. Bei deu kurzen Aufenthalten sind sie aber auch durch­aus notwendig. Wie foll mau natürliche Bedürfnisse befriedigen, wenn der Zng immer nur ein bis zwei Minnten hält, nud die betreffenden Anstalten in der Regel am äußersten Ende des Bahnhofes, oft außerhalb desselben angebracht sind? Bei­läufig bemerkt, wäre es wohl Aufgabe der Eisenbahnkongresse, sich endlich über ein System für die Anordnung der verschiedueu für das Publikum bestimmten Räumlichkeiten zu einigen. Daß es nicht mit einem Schlage durchgeführt werden könnte, versteht sich von selbst; aber angestrebt werden sollte eine Ordnung, dn jetzt ans jedem Bahnhofe Schalter, Gepäckannahme, Restauration, Abort u. s. w. an einer andern Stelle gesucht werden müssen. In Minister wird ein Zcntrnlbahnhof ge­baut. Ob es möglich gewesen wäre, den Nenbau, wie es in manchen andern Städten geschehen ist, so zu bewerkstelligen, daß keine Halle abzutragen wäre, ehe ihr Ersatz dastünde, können wir nicht beurteilen. Auf jeden Fall hätte sich ver­meiden lassen, daß die aus Holland kommenden Züge unter freiein Himmel halten, was, wie Einheimische erzählen, während dieses ganzen regenreichen Sommers der Fall gewesen ist. Ein einfaches hölzernes Schntzdach hätte man doch verlangen können. Die Abschaffung der in gleicher Höhe mit den Wagenthüren liegenden Bahnsteige soll ans militärischer Rücksicht erfolgt sein, aber daß das Erklimmen der hohen Stnfcn für Fronen nnd kränkliche Personen oft sehr schwierig, das Her­unterklettern mitunter den erster» ohne Verletzung des Auslandes kaum möglich ist, davon kann man sich leicht überzeugen. Ferner hört man Beschwerden darüber, daß die fortschreitende Zcntralisation der Verwaltung die Vereinigung der Aufträge für die Bahnen in wenigen Händen znr Folge habe, indem die Direktionen die Arbeiten am Orte ihres Sitzes vergeben, während früher die Industrie verschiedner Städte oder Provinzen konkurriren konnte. Die Klagen über die Rücksichtslosigkeit der staatlichen Verwaltung mögen zum Teil unbegründet, die Anforderungen über­triebe» feiu. Aber gerade die Anhänger des Staatsbahuwesens müssen wünschen, daß den Gegnern keine Waffen geliefert werden.

Herr von Saint-Cere. Die bekannten angeblichen Unterredungen des Ministerpräsidenten Crispi mit einem Redakteur des Figaro sind so vielfach iu der Tagespresse besprochen worden, daß man unwillkürlich nach der Persönlichkeit des Mannes fragt, der so viele Federn in Bewegung zu scheu versteht. Daß es ein Stockfranzose ist, geht unter anderm ans einer Stelle der zweiten Unterrednug hervor, iu der es heißt, er habe im Arbeitszimmer CriSpis zahlreiche französische