Der Rolonialrat und die Zukunft Gstafrikas
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in Gestalt einer für jede Hütte zu zahlenden jährlichen Abgabe, in Lieferung von Naturalien im Werte derselben Summe oder durch persönliche Arbeitsleistung für bestimmte Zeitdauer innerhalb des Jahres.
Wir sehen nun auch, daß sich für unsre Truppe Arbeit genug findet. Diese würde vollauf in Anspruch genommen sein durch die Ausgabe, die Lo- kation zu überwachen, die Ruhe darin aufrecht zu erhalten, sie gegen fremde Eindringlinge zu schützen, für die richtige Stellung der Arbeiter zu sorgen, die Wegebauten und den Anbau von Produkten zu beaufsichtigen, Steuern einzutreiben u. s. w. Aber alles dies wären Aufgaben, die eine Gendarmerie vortrefflich ausführen könnte und wozu Soldaten unnötig sind.
Die Herbeiziehung des Negers zur Tragung der Staatslasten führt uns zur finanziellen Entwicklung des Landes im allgemeinen. Die Besteuerung des Negers fetzt Verhältnisse voraus, die die Durchführung der Maßnahme ermöglichen. Da diese erst geschaffen werden müssen, so liegt das angestrebte Ergebnis noch in einiger Ferne. Anders liegt die Sache mit den Händlern, die jetzt schon unmittelbaren Verdienst erzielen. Diese sollten zu einer Gewerbesteuer herangezogen werden, umsomehr, weil, wenn der Handel durch Europäer betrieben würde, das Land einen größern mittelbaren Nutzen davon hätte. Zur Zeit befindet sich der Kleinhandel hauptsächlich in den Händen von Arabern und einigen Indern. Von beiden hat das Land keinen Nutzen. Der Araber verkriecht sich in irgend einen Winkel im Innern des Landes, kauft sich Frauen für feinen Harem und lebt von den Erzeugnissen des Landes fast kostenlos. Der Inder legt seinen Verdienst ebenfalls nicht im Lande an, sondern hinterlegt ihn in indischen Banken, um einst in seiner Heimat als wohlhabender Mann leben zu können. Europäer, die allerdings durch die klimatischen Verhältnisse verhindert sind, den Handel in der Weise wie Araber oder Inder zu betreiben, würden einen Teil ihrer Einnahmen zur Anschaffung von Lebensbedürfnissen und Luxusartikeln wieder ausgeben, das gewonnene Geld bliebe in Umlauf, die Eiufuhr höbe sich, es mehrte sich der Nationalwohlstand. Dem Lande entgeht also ein gewisser Vorteil, der sich in einem Zahlenwert ausdrücken laßt. Dieser wäre zu finden durch eine Rechnung, gegründet auf die Anzahl der arabischen und indischen Händler und den Verbrauch von europäischen Waren und Luxusartikeln durch eine gleiche Anzahl von Europäern. Das Faeit ergäbe den auf die Händler zu verteilenden Steuerbetrag, zu dem die durch die Erhebung dieser Stener verursachten Kosten hinzngeschlagen werden müßten.
Eine weitere Einnahmequelle ließe sich aus dem an der Küste bestehenden Dhowverkehr — die Dhow ist ein arabisches Fahrzeug — herstellen. Dieser Verkehr ist äußerst rege und dürfte schwerlich durch den Umstand vermindert werden, daß jeder Dhoweigentümer angehalten würde, eine kleine Abgabe zu entrichten für die Erlaubnis, sein Fahrzeug zu führen.