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des dreizehnten Jahrhunderts bis ans Christinn Weise und Strnnitzky finden. Ein eigentliches Ergebnis wird nicht zu Tage gefördert; denn daß der lnstige Diener des siebzehnten Jahrhunderts ziemlich dieselben Eigenschaften zeigt wie der Bauer in den Fastnachtsspielen, also mit diesem in innern. Zusammenhange steht, darüber kann niemand im Zweifel sein, der mit den von Neuling benutzten Dramen einiger­maßen vertraut ist. Auch ist es etwas einseitig, daß der Verfasser in der komischeu Figur unr den dummen, freßgierigen, lüsternen Bauern und dann den unter un­zähligen dentschen und fremden Namen wiederkehrenden Hans Wurst sieht, dessen Typus die englischen Komödianten ausgebildet habeu. In mehreren der behandelten Dramen ist eine ganz andre Person in viel höherin Maße Träger des komischen Elements, so der brmnarbasirende Vineentius Ladislaus des Herzogs Heinrich Julius von Brmmschweig, der freilich nicht auf ein älteres deutsches Vorbild, sondern ans den miI<ZL Alonosn« des Plautus zurückgeht; hier waren eben die Einflüsse des Hu­manismus festzustellen. Offenbar aus demselben Gründe fehlt auch jede Bemerkung über den Horribilieribrifax, vielleicht die charakteristischste komische Figur, die die deutsche Dramendichtnng des siebzehnten Jahrhunderts hervorgebracht hat: anch dieser liegt wie alle, die keiue innere Verwandtschaft mit lustigen Personen aus mittelalterlichen Spielen zeigen, außerhalb des Rahmens, in dem sich die Dar­stellung des Verfassers bewegt.

Noch eins. Es ist betrübend zu sehen, wiedeutsche Philologen" und zu deueu will doch Wohl der Verfasser gerechnet sein vielfach recht ungeschickt mit ihrer Muttersprache umgehen. Anch Neuling ist in dem Glanben befangen, die Rede werde schwerfällig durch die Hilfszeitwörter in den zusammengesetzten Zeiten, und schreibt:Ferner berichtet Jan, daß er bei Bacchus Diener gewesen und Jup- piter beschlossen, alle u. s. w." Nein, einsei" undhabe," da wo es hinge­hört, befördert den Fluß der Rede und erleichtert das Verständnis; dagegen ist das umständliche Pronomenderselbe," das Renting fast zu Tode hetzt, ein unnötiger Ballast. Zwischenfragt" undfrägt,"Schweizer Dramen" undschweizer Dramen,"mehreremal" undmehremal" schwankt der Verfasser unsicher hin und her; anch darüber ist er sich nicht klar, daß das Neutrum unsers Relativpronomens das" und nichtwas" heißt. Folgendeil schönen Satz möchten wir besonders festnageln:Den so (!) beliebten Stoff »Hefter, Ziirych 1567« hat auch Murer bearbeitet." Das soll heißen: den beliebten Stoff der Esther hat auch Murer bearbeitet, seine Bearbeitung ist 1667 iu Zürich erschienen. Dergleichen spricht für große Flüchtigkeit, ebenso wenn der Verfasser die RedensartBeifall finden" mit Gefallen finden" verwechselt, wenn er aus den Curiatiern Curatier macht (natür­lich, die Horatier haben ja auch das i nicht!) und bei der Besprechung des Peter Squenz deu Pyrnmus mit Primnus verwechselt! Druckfehler sind das nicht, die Curatier uud Primnus stehen gleich dreimal hinler einander.

Kleists Kttthchen von Hcilbronn. Auf Grund des ursprünglichen Plans neu für Bühue und Hans bearbeitet von Karl Siegen. Leipzig, Paul Beyers Verlag

Den mmmichfachen Versuchen, die von Männern der Litteratur wie der Bühne nnternommen worden sind, Kleists Käthchen von Heilbronn in eine Form umzu­gießen, die dasdramatische Märcheu" für die Aufführung geeigneter machen nnd zugleich die immer etwas peinlich wirkende Enthüllung am Schlüsse von der Bater­schaft des Kaisers vertuscheu sollte, diesen Versuchen Holbeins, Devrients, Laubes uud andrer hat sich neuerdings Karl Siegens Bearbeitung angereiht. Siegen hat vor allen seinen Vorgängern, die zum Teil ziemlich rücksichtslos mit dem Klcistschen