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Viktor Hehn
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wahrhaft beschämt, daß ich durch Sie erst einen unsrer Klassiker kennen lernen muß." Seltsame Schicksalsirvuie, daß dieser letzte Klassiker von einer Land­schaft sein geliebtes Deutsch als Muttersprache empfangen hat, in der es in naher Zukunft zu eiuem kümmerlichen Jargon herabgedrückt, vielleicht mit der Wurzel ausgerottet sein wird.

Im Jahre 2000

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enn die Bedeutung eines Buches uach seinen: Erfolge gemessen werden konnte, so dürfte sich die amerikanische Litteratur rühmen, wie in den fünfziger Jahren, woOnkel Toms Hütte" der Mrs. Beecher-Stowe das gclesenste und gekaufteste Buch der Erde war, so auch jetzt denbedeutendsten" Roman unsrer Tage er­zeugt zu haben. Denn es ist doch wohl mehr als Hnmbug, wenn uns versichert wird, daß von der Phantasie: Im Jahre 2 000. Eiu Rückblick auf das Jahr 1887 von Eduard Bellamy iu den Vereiuigten Staaten allein gegen 300000 Exemplare abgesetzt worden seien. Wie die Dinge liegen, wird jeder Gebildete und Halbgebildete den genannten Roman oder Halbroman zur Hand nehmen und aus ihm die Belehrung schöpfen müssen, daß sich derDichter" wieder ein­mal als Prophet gefühlt hat und über die Gestalt der Welt und das Leben der Menschheit nach der vollbrachtem großen sozialen Erlösung geweissagt hat. Seit Jules Verne und seine Nachahmer das Unmögliche und Märchenhafte mit wissenschaftlichen Stützen versehen haben, ist es ja nicht zu schwer, sich einen jungen Vvstvner zu denken, der im Jahre 1887 von einem Quacksalber vder Professor des tierischen Magnetismus in hypnotischen Schlaf versetzt und, der Legende zum nachträglichen Erweis, nach Verlauf von hundertunddreizehn Jahren nn einem schönen Mvrgen im Jahre 2000 wissenschaftlich erweckt und geweckt wird. Er findet eine sv völlig verwandelte Welt vor, daß die sieben Schläfer, Nip van Winkel und wie sie alle heißeil mögen, gegen ihn arm an Überraschungen genannt werden dürfen. Hierdurch erklärt sich auch, daß Mr. Julian West körperlich die Wiedererweckung umso viel besser übersteht, als seine sagenhaften Vorgänger. Er wird von den Erscheinungen und Thatsachen einer so völlig neuen Welt derart in Anspruch genommen, daß er kaum Zeit hat, an seine eigne Person zu denken. Gegen den Schluß hin wählt er freilich das beste Mittel der Verjüngung und Lebenserhaltung, indem er eine schöne Tochter des zwanzigsten Jahrhunderts heiratet.