Aluimieilmserinnerungei!
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zweiunddreißig gezahlt ivurde, so kamen auf den Einzelnen — natürlich wurde abgestuft — doch immer dreißig bis fünfzig Pfennige. Aber wie verfehlte dieses Eßgeld seinen Zweck! Von Küchenferien war keine Rede, aber statt einer Köchin gab es uuu ein Dutzend Köche. Was konnte man mit vierzig Pfennigen nicht alles anfangen! Da lief jeder und kaufte eiiu gehacktes Rindfleisch, Butter, Kartoffeln, eine Gurke, und jeder war für diesen Tag sein eigner Koch. Auf dein Küchenherd und auf Spirituslampen wurde gekocht und gebräkelt, daß es eine Lust war, sogar über dem Zylinder einer Öllampe wurde versucht, auf einem dünnen Blechteller ein Beefsteak zu braten! Und wie köstlich schmeckte alles an diesem Tage!
An einem andern Ferieutage gab es statt des gewöhnlichen Mittagessens — Käsekeulchen. Die Bambeln war als Käsekeulcheubäckerin berühmt in der ganzen Umgebung des Schulhauses. Sie buk dann nicht bloß für uns, svndern gab ihre Kunsterzeugnisse gegen ein Billiges auch über die Straße an die Nachbarn ab, und auch wir begnügten uus uicht mit der uns zustehenden Anzahl, svndern kauften uns immer noch etliche dazu, schickten wohl auch den Eltern eine Probe. Etwas so Köstliches habe ich aber auch in meinem Leben nicht wieder gegessen. Es ist nicht die alles verschönernde Zeitferne, die mir dieses Gebäck mit einem solchen Nimbus umgiebt, es war wirklich etwas Besondres. Aus dem Teige wurden mit einem Trinkglase kleine, runde Keulchen abgestochen — wir standen natürlich dabei und sahen zu, es war ja höchst lehrreich —, die wurden dann in einen großen Topf mit kochenden: Fett geworfen, und während sie darin schwammen, quollen sie zu großen, lockern Bällen auf, die unbeschreiblich schön schmeckten. Das Rezept zu dem Teige war das Geheimnis der Bambeln. Ich habe mich vergeblich bemüht, es ihr für meine Mutter zu entlocken, sie war nicht dazu zu bewegen, es herzugeben.
Einigemal im Jahre gab es gegen Abend eine besondre „Speisung," worauf dann die Arbeitsstunde ausfiel. Auch diese Speisungen waren offenbar Stiftungen. Verköstigt wurden wir dabei stets mit Schweinebraten, uud zwar kam auf jeden Tisch eine ganze Schweinskeule, deren Schwärtchen die Bambeln in lauter kleiue Quadrate zerschnitten hatte, die sich braun und knusprig von dem weißen Fettgrunde abhoben. An Aufessen war nicht zu denken; an diesen Abenden wanderten alle Teller in die Schränke, mancher labte sich noch nach zwei Tagen daran. Eine dieser Speisungen war besonders merkwürdig, wir uannten sie die „Mitten-wir-im-Leben-sind-Speisung." Der fromme Stifter hatte die seltsame Bestimmung getroffen, daß vor dem Essen jedesmal das Gesaugbuchslied: „Mitten wir im Leben sind von dem Tod umfangen" gesungen werden sollte, und daran wurde auch getreulich festgehalten. Nun hatte das Lied zwar nur drei Strophen, aber die waren sehr lang, und dazu kam, daß uns die Melodie ganz fremd war, deuu das Lied wurde beim Gottes-