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Materialistische Narrheiten
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Materialistische Narrheiien

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dufte und das Wonnegefühl bei Berührung einer warinen, weichen Hand wahr­nehmen, foudern nichts als eine wimmelnde graue Masse. Oder vielmehr, wir würden auch die nicht einmal wahrnehmen, weil schon die graue Farbe, die wir der Großhirnrinde beilegen, eine Seelenerfahrung ist, die mit der Licht zurückwerfeuden Bewegung der Gehirnteilchen keine Ähnlichkeit hat.) Also nach Herzen ist das bewußte Seelenleben Wirkung nnd Äußerung der Gehirnzersetzung, während wir der Ansicht sind, daß umgekehrt das Gehirn durch die geistige Thätigkeit abgenutzt werde, wie jedes Werkzeug durch den Gebrauch.

So wird denn der Mensch zum Automaten, zum uubegreiflichsten aller Automaten, dessen maschinenmäßige Bewegnugeu Bewußtsein und bewußte Handlungen erzeugen. Vor diesem Unsinn schrecken unsre Materialisten keines­wegs zurück. Nur eben das Bewußtsein, das doch nicht so recht in die Maschine passen will, stört sie einigermaßen, und sie suchen es denn auch mit guter Manier los zu werden. Zu diesem Zweck benutzen sie die bekannte Erfahrung, daß jede Thätigkeit durch Übung einen mehr oder weniger auto­matischen Charakter annimmt, wie wir das besonders auffüllig beim Klavier­spielen sehen, wo die schwierigsten Fingerbeweguugen, deren jede anfänglich einzeln für sich Überlegung und Zeit erforderte, noch dazu mit dem gleich­zeitigen Lesen verwickelter Notengruppen verbunden, so schnell vor sich gehen, daß die bewußte Überlegung ihnen nicht zu folgen vermag. Die Herren sagen nun: Zum Bewußtsein kommt uns die Zersetzung eines Hiruteils nur so lange, als die Übertragung des Zersetzungsprozesses auf die benachbarten Gehirnteile noch Mühe verursacht. Sind gewisse Gehirnbahnen auf d.ie Übertragung schou eingeübt, und geht sie demnach ohne Hindernis von statten, so bleibt die Thätigkeit unbewußt, automatisch. Ganz folgerichtig meint demnach Maudsley, die Meuschen würdeu ohue das Bewußtsein keine weniger guten intellektuellen Maschinen sein als mit ihnen." Das findet denn doch ein Fachgenosse uud Landsmann von ihm zu stark. Diese Ansicht, meint Lewes, würde zu dem ungeheuerlicheil Schlüsse führen, daß das schnelle Erkennen von Tieren und Pflanzeu bei einem geübten Naturforscher keine geistige, sondern eine mechanische Thätigkeit sei.Die vorschauende Erkenntnis, mit der ein Mathematiker die Lösung eines Problems erblickt, wäre ein mechanischer Prozeß, während das langsame und ungeschickt stockende Bemühen eines Neuliugs an demselben Problem ein geistiger Prozeß wäre. Die Vollkommenheit des Organismus würde zusammenfallen mit seiner Degradation zu einer Maschine." (Wieder eine Tollheit! Jeder Organismus ist eine Maschine nnd wird nicht im mindesten degradirt, wenn man ihn dafür hält. Aber das geistige Leben verliert seinen Sinn und wird zu einem verrückten, lästigen und widerwärtigen Spuk, wenn man es mit den Bewegungen der organischen Maschine verwechselt.) Herzen findet darin keinen Grund znr Entrüstung, so wenig wie in der Thatsache, daß der Musiker mit zunehmender Übung das Bewußtsein seiner einzelnen