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Lriedrichsrnhe
die zwischen den Orten Wohltorf, Kröppelshagen, Dassendorf, Brnnstorf, Schwarzenbeck, Havekvst, Möhnsen, Kasseburg, Kuddewörde und der Bille liegt, gehörte in den ältesten Zeiten dem Erzlüschof von Bremen, der ihn 1228 dem Herzog Albrecht zu Sachsen für dessen Ansprüche an Ditmarschen und die Grasschaft Stade zu Lehen gab. In dem Vergleich, den die Städte Hamburg und Lübeck 1420 mit den Herzögen von Sachsen-Lauenburg zu Pcrleberg über die Abtretung des Amtes Bergedorf schlössen, wurde die Hälfte des Waldes unter Vorbehalt der Jagd mit abgetreten. Das Recht auf die Jagd dehnten die Herzöge aber dann so weit ans, daß sie die Städte vom Mitbesitze des Waldes ausschlössen. Ein von diesen deshalb beim Reichskammergerichte angestrengter Prozeß dauerte bis 1684, d. h. einhimdertfünfnnddreißig Jahre, wurde aber zuletzt zu Gunsten der beiden Hanserepubliken entschieden. Doch ist das Urteil niemals ausgeführt worden, der Wald ist vielmehr immer ungeschmälert beim Herzogtum Lauenbnrg geblieben und mit diesem als Domäne erst an Hannover, dann an die Königsherzöge in Kopenhagen, zuletzt an Preußen und in den Besitz des Reichskanzlers gelangt, was bald nach Beendigung des Krieges mit Frankreich geschah. Er besteht aus sehr verschiednett Baumarten, Nadel- und Laubholz, Buchen, von denen er mehrere sehr schöne Bestände mit Stämmen wie Tempelsäulen auszuweisen hat, Eichen, Birken, Eschen, Kiefern und Fichten, auch kommen einige Torfmoore vor, uud ein Teil ist in ein Gehege verwandelt, worin sich Edelwild und Sauen befinden. In andern Teilen ist die Jagd verpachtet. Was den Ertrag des Waldes an Holz betrifft, so wechselt dieser mit den Preisen des Holzes, das teils als Brennmaterial, teils an eine Pnlvermühle, die ein Württembergs am Elbufer des hiesigen fürstlichen Landbesitzes errichtet hat, verkauft, teils in der Sägemühle verarbeitet wird. 1877 sagte uns Oberförster Lange, der mit sieben Förstern die Verwaltung uud Pflege des Sachsenwaldes besorgt, wenn sich die damals sehr niedrigen Preise besserten, getraue er sich hier jährlich für mehr als dreimalhunderttauscnd Mark Holz zu schlagen. In den letzten zwölf Jahren aber soll er ungefähr für ebenso viele Thaler Holz gewonnen haben. Die beiden Flüsse der Gegend von Friedrichsruhe liefern gute Fische, die Bille hat auch Forellen. Feld- und Viehwirtschaft wird hier nur auf den kleinen Gütern Silk uud Schöncm betrieben, die am westlichen Saume des Waldes liegen und vor etwa fünfzehn Jahren samt etlichen Bauernstellen vom Fürsten hinzugekauft worden sind.
Wir betreten nun durch die kleine Pforte in der roten Umfassungsmauer den Vorraum des Hauses, worin der Kanzler in den letzten Sommern wohnte. An der Pforte steht als Thürhüter ein freundlicher Herr in Zivilanzug — einer von den Schutzleuten, die von Berlin abgeschickt sind, um für die Sicherheit des Fürsten Sorge zn tragen, und deren Hauptquartier das nahe Landhaus ist. Der Vorraum ist zum Teil mit hübschem Strauchwerk bepflanzt, und