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Ludwig Pfaus Gedichte
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Wie hast du so mit dunkler Macht Mein sreiheitdnrstig Herz umsponucu? Mir rauschten in des Urwalds Nacht Der Ströme unontweihte Bronnen. Der Schöpfung, wie ein träumend Kind, Lag ich am Mntterbnsen lind. Und habe doch an dich gesonnen, (!) Indes in Palmen sang der Wind.

Mag auch durch Wälder todesstill

Der Sturmchoral der Freiheit snnsen

Ach! wer sie recht besitzen will,

Der muß als Mensch bei Menschen Hausen.

Der hat die Freiheit nie gekannt,

Der sie nicht sucht im Vaterland,

Und der in des Jahrhunderts Brausen

Nicht um sie rang mit eigner Hand.

Pfaus politische Poesie ist weniger national als republikanisch mit lebhafter Parteinahme für die Armut gegen den gesetzgebenden Reichtum. In solchen Bildern wieDie letzte Kuh,"Das alte Bettelweib,"Des Bettlers Lied," Der Leineweber,"Der Proletar,"Der Auswanderer," die sämtlich aus dem Jahre 18471848 stammen, berührt er sich mit Lyrikern, die um zwei, drei Jahrzehnte jünger sind als er. Was er Freiheit nennt, heißt jetzt soziale Frage.

In großen Umrissen hätten wir somit das Bild des Charakters und Künstlers Pfau entworfen. Politisch mag er seine eignen Wege wandeln; der hohe Ernst seiner Kuustübuug fordert unsre Wertschätzung. Wir kennen nicht viele lyrische Sammlungen, die einen solchen Reichtum von Motiven aufwiesen. Der Liebe hat Pfau die mannichfaltigsten Seiten abgewonnen; neben der reinsten, ernsten Liebe, die sich fürs ganze Leben binden will, begegnen wir Tonen flüchtigern Verkehrs; aus dem Volkslied ist die Figur des wandernden Gesellen oder des Soldaten, dem die Mädchen nachweinen, herübergenommen. Das spröde Mädchen wird arg verspottet; Jnngfer Zimperlich, der keiner recht ist, mnß den dürren Tod mit ihrem verblühten Kranze krönen. Auch für die helle Freude au der Sinnlichkeit findet Pfau öfter kräftige Töne; das Königs- töchterlein, das sich dem niedriger gebvrnen Buhlcu ergiebt, ist sein poetischer Liebling. An Abwechslung fehlt es dein Bande also nicht: ein Charakter und ein reicher, feiner, lebhafter Geist spricht sich darin nach jeder Richtung ans.

Schließlich wollen wir noch einige seltsame Wendungen verzeichneil, die uns mitten in der sorgfältig geschliffenen Sprache der übrigen Gedichte umso mehr ins Ohr gefallen sind. Im siebenten der Flüchtliugssonette, das gegen dieschnöden Zwitter, die ihr im Dienst von Land und König steht," gerichtet ist, führt Pfau ein neues Wort in die deutsche Lyrik eiu. DiesePriester und Leviter" »vollen dem stumm um Hilfe flehenden Volke in seinem Elende nicht helfen.Da naht, als Mensch, der Freiheit Samariter,