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Psychometrie
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psychometrie

in der materiellen Welt vorhandne Kraft oder Arbcitsgrvße durch die neu ein­tretenden Seelen einen Zuwachs erfahre. Die Einwirkung der letztern beschränkt sich darauf, daß sie schon vorhandne, aber ruhende (latente) Arbeit auslösen und den wirkenden Kräften Maß und Richtung vorschreiben. Wir haben uns demnach die Einwirkung des Geistes auf die Gehiruthätigkeit ähnlich zu deuken wie die der bauenden und sinnenden Menschenhand auf einen Flußlauf. Die Wasserkraft wird dabei nicht vergrößert, sondern nur gezwungen, diejenige Menge von Arbeit hier uud jetzt zu leisten, die sich ohne Wehr auf eine längere Strecke, ohne Sammelbecken ans eine längere Zeit verteilt hätte. Die Abnutzung des Gehirns, die ich als Fortsetzung der durch Reizuug eines Empfindungsnerven in Bewegung gesetzten Kette von Leistungen bezeichnet hatte, stellt nnr den kleinern Teil der an jener Stelle eintretenden Wirkungen dar; der größere Teil besteht in jener Überleitung auf die Bewegungsnerveu, die, wie gesagt, vom bewußten Willen geregelt wird.

In allen übrigen Stücken aber darf ich Wuudt für mich gegen Herze» nuführeu. In dem geunnnteu Werke, das wohl allgemeiu als die hervor­ragendste Erscheinung auf dem iu Rede stehenden Gebiete anerkannt wird, tritt Wnndt bei jeder Gelegenheit dem Materialismus entschieden entgegen. Aufs strengste unterscheidet er die körperliche Grundlage des Seelenlebens von diesen: selbst, z. V. die physiologischen Bedingungen der psychischen Synthese, d. h. des Verschmelzeus verschieduer Empfindungen im Bewußtsein; die gegenseitige Beziehung zwischen Leib uud Seele drückt er in dem Satze ans:Die Synthese der Empsindnugeu wie die Assvziation der Vorstellungeu sehe» wir uuu überall au bestimmte Verhältnisse der physischen Organisation gebunden." Er unter­scheidet die physischeu und die psychischen Dispositionen,'die Bereitschaft einer­seits des Gehirns, anderseits der Seele zur Übernahme gewisser Verrichtnngen, und meint, daß wir zwar die erstern, niemals aber die letztern näher kennen zn lernen hoffen dürfen. Er findet, daß die physischen Dispositionen nicht allein Bedingnngen, sondern auch gewissermaßen Bilder der geistigen sind, aber er läßt nicht beide in eins zusammeusalleu.

Nicht einmal das Gedächtnis, nach der Empfindnng die niedrigste unter den geistigen Thätigkeiten, läßt er als bloße Gehirnfnnktion gelten. Den Willen bezeichnet er als eine nicht weiter erklärbare Thatsache des Bewußtseins und zeigt zwar, wie der Wille sich ans oder an körperlichen Bewegungen entwickelt, begeht aber nicht die wie Herbart sich ausdrücken würde Geschmack­losigkeit, den Willen oder irgend eine geistige Thätigkeit für eine Körperbewegung zu halten. Er erachtet die Psychologie für berechtigt, deu körperlichen Ele­menten ein inneres Sein zuzuschreiben, das bei der Entstehung der Lebens- erscheinnngen iu der psychischen Seite derselben seine Entwicklung findet.Bei dieser letzten Voraussetzung, fügt er hinzu, darf aber niemals vergessen werden, daß jenes latente Leben der leblosen Materie weder, wie es von dem Hylvzoismus