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Die großserbische Idee. 2
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Die großseilnsche Idee

nannte, zweitens die Verlobung der Tochter desselben, Militza, mit einem Vetter des Zaren, dem Grvßfürsteu Peter Nikvlajewitsch, die tags darauf stattfand und der jetzt die Vermählung des Paares gefolgt ist, endlich die Vermählung des Cousins" des Zaren, des Herzogs von Leuchtenberg, mit einer andern Tochter des Fürsten von Montenegro. Der Toast klaug im Hinblick auf die Kleinheit Monte­negros im ersten Augenblick wehmütig, fast verzweifelnd, anch ein wenig komisch nur dieser Zwerg neben dem Niesen! Die Vermählungen konnten manchem etwas bedenklich vorkommen, zunächst weil das Haus Njegusch, dein Nikita und seine Töchter, die Bräute, angehören, an den europäischen Fürstenhöfen nicht für recht ebenbürtig angesehen wird, sodann weil Zvrka, die ältere Tochter, die Schwester der jetzigen Gemahlin eines Prinzen des kaiserlich russischen Hauses, die Frau des serbischen Thronprätendenten ist, der von: Zaren eine Pension bezieht.

Werfen wir nun einen Blick auf die ältere Geschichte Montenegros. Montenegro gehörte ursprünglich wie seine ganze Nachbarschaft zum oströmischeu Reiche, riß sich aber 1040 nnter Stefan Vvgislav, nachdem es ein Heer des Kaisers vernichtet hatte, von ihm los und behauptete danu, indem es ein zweites Heer der Byzantiner geschlagen und aufgerieben hatte, nicht nnr seine Unab­hängigkeit, sondern half auch 1043 den Serben sich vou den Griechen befreien. Es war dann ein Lehnsland des großen Serbcnreiches. Als dieses 1389 in der Schlacht ans dein Amselfelde durch die Türken seinen Untergang fand, flüchteten einige Stämme desselben nach den damals mit Wald bedeckten Höhen nnd Schluchten der Schwarzen Berge und gründeten eine kleine Gemeinde, die sich im weiteru Verlaufe, von der Natur ihrer felsigen Einöde begünstigt, aller Angriffe der sonst siegreichen Türken erwehrte. Nachdem ihr Fürst Balschitsch gestorben war, wählten sie 1421 den tapfern Stefan Tschernvjewitsch zu ihrem Woiwoden, der, wie später sein Sohn Iwan, mit wechselndem Glück den Kampf mit den Türken fortsetzte, aber dabei immer die Unabhängigkeit des Landes, wenn anch oft nur in den hochgelegenen Kreiseil, behauptete. 1515 fand eine Negiernngsveränderung statt, indem einer seiner Nachfolger, Georg Tschernv­jewitsch, nach denn Wunsche seiner Gemahlin, einer Venetiauerin, zu Gunsten des obersten geistlichen Würdenträgers, des Metropoliten Vavil, auf die Regierung verzichtete, die nun lange Zeit von Geistlichen, welche den Titel Wladika annahmen, geführt wurde. Doch hatten diese Geistlichen, von denen jeder, da sie kinderlos waren, unter seinen Verwandten seinen Nachfolger zu wählen hatte, einen Woiwoden alsGnbernator" neben sich, der die Ver­waltungsgeschäfte besorgte, anch waren die einzelnen Stämme des Volkes bei­nahe ganz unabhängig, sodaß sie einander sogar befehdeten, was den Türken zu gute kam, zu deren Glauben manche räudige Schafe unter der Herde der Wladiken übergingen. Nun war im Jahre 1699 von dein damaligen Wladika dessen Neffe Danilo Petrowitsch aus dem Stamme Njegusch zu seinem Nach­folger ernannt worden, und dieser wurde 1702 eingeladen, nach einem Orte