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Die großserbische Idee. 2
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So lange die Bulgaren geeigneter als die Serben erschienen, der russischen Politik auf der Balkanhalbinsel Vorspaundienste zu leisten, d. h. bis zu der allmählichen Abwendung des Vatteubergers von Nußland, die mit dessen voll­ständigem Abfall und der Ausführung des englischen Planes einer Vereinigung Bulgariens und Ostrumelieus zu einem Staate endigen sollte, der statt eines Gehilfen mit andern Staaten der Valkauhalbiusel verbündet ein Hindernis bei einem zu­künftigen Vordringen Nußlands gegeu Koustnutiuopel zu sein bestimmt war, also bis gegen die Mitte dieses Jahrzehnts erfuhren die Serben von russischer Seite keinerlei Nufmuuterung, ihr Gebiet auf Kosten der Pforte auszudehnen, im Gegenteil, man unterstützte die Bulgaren bei der Vorbereitung einer Erhebung der slawischen Maeedonier zum Zwecke des Anschlusses derselben an Bulgarien und schmälerte dadurch das Gebiet, das die grvßserbische Idee im Auge hatte. Als Bulgarien dann dem russischen Interesse den Nucken kehrte, hätte man wohl in Belgrad grvßserbische Absichten gegen die undankbaren Freunde von ehedem geweckt und gefördert, aber König Milau hatte sich inzwischen der österreichisch-ungarischen Politik angeschlossen, und diese hatte Bosnien und die Herzegowina besetzt, der Form nach für den Snltau, in Wirklichkeit aber für sich, und so mnßte man in Petersburg die großserbische Idee in andrer Weise zu verwerte» bedacht sei», d, h. gegen Milan und die mit ihm in Serbien regierende Partei und in zweiter Linie gegen das abtrünnig gewvrdne und nicht mehr zu russischen Eroberungszwecken verwendbare Bulgarien, in dritter Reihe auch gegen Öster­reich-Ungarn, den Hanptnebcnbnhler in den Balkanländern, das durch jene Idee mit dem Verluste seiner serbischen Unterthanen in Süduugarn, Kroatien und Dalmatien, desgleichen in den neuen Provinzen Bosnien und Herzegowina bedroht wurde. Man konnte dabei russischerseits aus einen Prätendenten auf deu Thron Serbiens und dessen Anhänger, sowie auf den Gebieter der Montenegriner rechneu, der nichts weniger als abgeneigt war, sich den Titel eines Königs aller Serben gefallen zu lassen, und den so feste Bande der Dankbarkeit an das Interesse Nußlands fesselten, daß vv» ihm nicht leicht ein Abfall von der ihm na­türlich für die letzten Akte des Spieles zugedachten Vasallenschaft zu befürchten stand. Man braucht nicht zu erstauneu, daß Rußland einein Montenegriner und daß es dem kleinsten der Fürsten auf der Balkanhalbinsel die Krone Großserbieus zugedacht haben soll. Denn aus der Zetu, wie im Mittelalter das heutige Montenegro oder die Tschernagvra hieß, ging im dreizehnten Jahrhundert der Gründer des Geschlechtes der Nemaujiden hervor, die alle Serben in dem Grvßzupanate oder Kaiserreiche Serbien vereinigten nnd beherrschten. Anch hat Nußland schvu im Präliminnrfrieden von San Stefanv angedeutet, daß es das kleine Fürstentum der Tschernagorzen sehr hoch stelle. Die beiden ersten Artikel des betreffenden Aktenstückes nämlich hatten es mit den Gebiets­erweiterungen zu thun, die dieser Winkel Landes und diese Hand voll Menschen erfahren sollten, als wenn der große Krieg, der viele Millionen von Rubeln