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Nochmals die Pariser Ausstellung :
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Maßgebliches und Unmaßgebliches

kungeil für das Innere des Einzelnen und der Gesamtheit, sieht mau besonders nnf das Volk, bei dem man hier zu Gaste ist, denkt man an die eigentlichen Unter-, Neben- uud Seiteuzwecke dieser ungeheuern Veranstaltung, im Kerne wenig unterschiede von jenenAttentaten auf die Menschheit,"^ dereu endgiltige Beseitigung sie zu feieru bestimmt ist, so wird die Stimmung völlig anders, uud nicht bloß im Scherz, auch in nüchternem Ernst kommen Ausbrüche, wie der, der uns den Eingang dieser Bemerkungen eingegeben hat. Die geistige Grundlage des babylonischen Turms vvu 1889, Paris und die Pariser, Stadt und Volk Frankreichs, wie es hundert Jahre nach der Revolution aussieht, das ist eine zum Verständnis unentbehrliche Ergänzung der stolzen Jubelfeier, die wir uus für eineu zweiten Aufsatz vorbehalten.

Maßgebliches und Unmaßgebliches

Anthropologie. Das Wort Anthropologie scheint so recht für die Gegen­wart erfunden zu sein. Die Wissenschaft vom Menschen gehört duz» nicht alles, was menschlich ist und jede Art von Beziehung zu Dingen außer ihm? Wenn der Schüler im Faust heute über seine Absichten befragt würde, so könnte er kurzweg antworten, er wolle Anthropologie studiren; freilich dürfte er sich nicht einbilden, dabei mit den vier oder fünf Fakultäten nn, unsern Hochschulen auszukommen. Alle die Abteilungen, Unterabteilungen und Gruppen, in die sich die berufsmäßig betriebenen Wissenschaften gespalten haben, finden sich wieder zusammen im Schoße der Anthropologie und begegnen dort noch einer großen Schar sehr entfernter Ver­wandte», anch solcher, die (nach einer Vollsredcnsart) die Verwandtschaft nur mit Hilfe eines Scheffels Erbsen nachzuweisen vermöchten. Bon der Physiologie bis zur Kochkunst, vou der Archäologie bis zur Fußbekleidung, von der Astronomie bis zum Kartenschlagen und so fort ins Unendliche: was in der Gegenwart und auf irgend einer Stufe der Vergangenheit der Mensch ist, denkt, treibt, gewesen ist, gedacht und getrieben hat, gehört in das Studiengebiet des Anthropologen.

Lesen wir nun, daß an den Wanderversammlungen der anthropologischen Vereine Hunderte von Männern und Frauen teilnehmen, so fühlen wir andern, die mühsam irgend ein ganz kleines Fleckchen Acker bestellen, durch die große Zahl solcher das All umfassenden Menschen uns tief beschämt. Zum Glück erkennt man jedoch bei uäherm Zusehen, daß nicht alle alles wissen und verstehen, daß oft das Feld, das der Einzelne umpflügt, noch winziger ist als das unsre. Indessen bleibt immer noch Gruud zur Bcwuuderuug uud zum Neide, denn erstens giebt es dem Anschein nach gar keine Anthropologen von Berns die allermeisten treiben dies Geschäft sicher nur in deu Feierstunden, und zweitens sind diese Svnntags- Authropvlogen trotzdem so glücklich, dnrch die Pflege ihrer Liebhaberei zu den weitestreichenden, das ungeahnteste Licht verbreitenden Entdeckungen zu gelangen.