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Frankreich nach Boulangers Verurteilung
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einer der stärksten Grundpfeiler der bestehenden Republik ist. Das hat aber wiederum seine heitere Seite: es liegt etwas Kölnisches in dem Umstände, daß das viel verschriener, vom radikalen Flügel der Abgeordneten so vielfach bedrohte nnd angegriffene französische Oberhans jetzt auf einmal der vsus ox nmvlliim sein soll, der die Republikaner mit Einschluß der Mehrzahl ihrer radikalen Gruppe vor dem General zu retten bestimmt ist, den vorzüglich diese Gruppe auf den Schauplatz brachte und vor die Front schob.

Es fällt auf, daß die Körperschaft, die sich so eifrig bemüht, der Boulangerei und der politischen Wühlerei ihres Häuptlings ein Ende zu bereiten, vorher von ihm aufs Korn genommen war, indem ein wesentlicher Teil seines Pro­gramms zur Umgestaltung der Republik in dem Verlangen bestand, den Senat zu beseitigen. Statt dessen hat dieser jetzt seine Zeit und Gelegenheit benutzt, ihn, soweit seine Kraft reicht, aus dem Wege zu schassen uud kalt zu, stellen. Das erscheint nur natürlich in derlei Kämpfen lim die Existenz; doch enden sie nicht immer so rasch nnd behaglich, und für den Augenblick können wir noch nicht gewahr werden, daß die republikauischeu Senatoren viel mehr geleistet hätten, als daß wir von ihnen belehrt worden sind, wie verständig Herr Bon- langer beraten war, als er sich zur rechten Zeit noch umsah, wo der Zimmermann das Loch gelassen hatte, uud zuerst sich nach Brüssel, dann, als es auch dort nicht geheuer wurde, nach London rettete. Märtyrertum paßt nicht zu seiner Natur und hätte ihm bei der Natur seines Anhanges auch nichts eingetragen. Er wußte, daß ihm, wenn er in Paris geblieben wäre und die drohenden Maßregeln seiner Gegner dreisten Blickes uud festen Fnßes erwartet hätte, nicht viel Barmherzigkeit zu teil geworden wäre. Man hätte ihn, wenn die Stunde schlug, ihm mit gehäuften Anklagen zu Leibe zu gehe«, einfach ein­gesteckt, dann vor die Untersuchungsrichter gestellt, verurteilt und das Urteil ohne Aufschub vollstreckt, wenn nicht inzwischen der Pariser Pöbel höher» uud niedern Ranges in der Erinnerung an die erste Revolution nnd ihren hundert- jährigeu Gedenktag für ihn aufgestanden wäre und die besteheudeu Gewalten hinweggefegt hätte was bei aller Thorheit dieses Pöbels, und wie niedrig man auch den moralischen Wert dieser Genullten anschlagen mag, wenig wahr­scheinlich war. Kurz, Herr Bvulauger würde jetzt auf der Festuug sitzen, und es ist unter alle» Umstände» anmntlger, belgische oder englische Lerchen singen als die Mäuse in Mazas piepen zu hören. Es hat wohl eine Zeit gegeben, wo Bvulauger halb nnd halb den Wuusch gehegt haben mag, lieber vor der Gefahr Stand gehalten und nicht die Vorsicht für das bessere Teil der Tapfer­keit angesehen zu haben, aber jetzt preist er sich unstreitig glücklich, daß ihn der Kaual von seinen alten Freunden trennt.Von seinen alten Freunden," sagen wir; denn es läßt sich, wie schon augedeutet wurde, nicht leugne» und außer acht lassen, daß in den Tage», wo es sich nm den Herzog von Aumale uud um die Angriffe auf die Verwaltung des Präsidenten Grevh mit seinem