Litteratur
Die tragischen Motive in der deutschen Dichtung seit Gvethes Tode. Von Rudols Heinrich Greinz. Dresden und Leipzig, E, Piersvns Verlag, 1»d.i
An diesem Buche hat uns nichts als der Titel gefallen, der eine prächtige litterarhistorische Anfgabe stellt. Weim die Forschung nach der Zahl. ^erwanvt- schaft u,td Urspriniglichkeit der Motive in den Dichtungen emes einzelnen ^uhie^ schon so fruchtbar ist. daß sie uus seineu ganzen tÜnstlerischeu Charakter "'w Ven Umfaug seiuer Fähigkeit zu verauschauliche» vermag, wie herrlich mußte sich erst vu-u Methode litterargesthichtlicher Forschinig bewähren, wenn sie auf em 'M^-v in einem bestimmten Zeitraum angewendet würde! Es wäre eine der femsten-oluten wissenschaftlicher Untersuchung, die da zu Tage träte. Aber so eine Arbeit setzt muh bedeitteudc Fähigkeiten bei dem voraiis, der sich ihr uulcrzieht: Scharfsinn. miaUst.fi^ Kraft, die größtmögliche Objektivität, ein erprobtes ästhetisches Urteil. Klarheit im Deukeu. strenge Methodik in der Darstellung und die freieste Beherrschung eine» großen Litteratur. ^ , r^.-^,
Klug ist es von, Forscher, wenn er sich sein Gebiet ^m vor.chere,u b^esche.d absteckt. etwa uur die dramatische,, Dichtungen inS Auge faßt; diese -t"'ur, M misgesiihrt. wäre allein des Peches würdig. Daß Greinz d.e e naheliege,^ ug- hnt nicht hat ivalten lassen, ist schon lein gntes Zeichen fnr se.nen nnssenscha Sin». Er zieht auch die Roman- und Novellenlitteratur herbe.; uud e b^u^ s'ch nicht, bloß sachlich die Motive säuberlich herauszuheben nnd zu ordueu, sonde n ergeht sich m.ch noch iu llrteileu über die einzelnen Dichter »ar mckst uu h
M Sache gehört t.ud den Gang der Nntersuchuug nur störet Anstatt feu e . m es der Geist seiner aus der modern-empirischen Wissenschast erwachs nen Anfga u s^rderte. frisch und unmittelbar an die Gegenstände der Unter nchuug h.nanzntrtt . >1"«lt er im Eingänge sich und den Leser mit einer höchst abstmkteu und ganz b- lektiven Schilderung des psychologischen EntstehungSprvzesses der dichterischen IKot.m. >l>" zu fvlgeitder >'erschn'vmuteuen Begriffsbefliinmnug des Acotivs ztl gelangen. "Unter dem Motiv eiuer Dichtuug verstehe ich deu Ziel- uud Knotenpnutt aller in derselbeit (derselben!) vorhaudneu F-ädeu." Das ist besteufalls ei>i Gleich»..', aber teme Definition. Eine solche fordert aber auch der empirische Geist der ganzin Fvrschm.g nicht, sie ist vermutlich überhaupt nicht zu gebe,,, iiud Greinz hatte die Schwierigkeit gauz imigehen können. Was soll man aber »im Von der Philo- st'Phisthei. Fähigkeit dieses Ästhetikers denken, wenn er Sätze leistet, wie diese: ..Jedes dichterische Motiv beruht (!) wie jedes wirkliche Verhältnis im menschliche" Leben auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit. AuS dieser Gegenseitigkeit köuueu sich entweder komische oder tragische Mvtive entwickeln." Jetzt ist das Motiv kein Knotenpunkt mehr, sondern ein Verhältnis, nnd die Komik oder Tragik rührt nicht von dem Verhältnis einer That oder Situation zn den ewigen Ideen jener Sittlichkeit und reinen Natur, die alle vermünftigeu Leser oder Zuhörer in sich tragen, sondern von der „Gegenseitigkeit der Verhältnisse" her. Was soll man ferner zu folgendem monumentalen Sake sagen: „Der Reiz der Neuheit ist wohl der alle»