Litteratur
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unter dem Titel: Ein Gang dnrch die Geschichte Sachsens erschienen ist (Dresden, Will). Hoffmann). Das reich ausgestattete Heft enthalt einen vortrefflich und mit wesentlich weiterem als bloß territorialgeschichtlichcm Blick geschriebenen Abriß der sächsischen Fürsten- und Landcsgcschichte, in der streng geschichtliche Objektivität, unbestechliche Wahrheitsliebe mit warmer Liebe zum sächsischen Fürstenhause in wohlthucudster Weise verbunden sind. Der Text ist reich mit Abbildungen geschmückt, Bildnissen, Stadt- und Gebäudeansichten u. s. w., die alten Kupferstichen und Holzschnitten photographisch nachgebildet sind. Der Umschlag zeigt reichen heraldischen Schmuck, uutcr anderm auf der Vorderseite eine große Darstellung des sächsischen Staatswappens in farbiger Ausführung. Der Preis für diese „Festschrift" — ö Mark — ist im Verhältnis zu Inhalt und Ausstattung äußerst mäßig und wohl nur in der Hoffnung auf starkeu Absatz so niedrig angesetzt worden. Wir teilen diese Hoffnung aufrichtig.
Angekündigt ist noch von dein „Verlag der litterarischen Gesellschaft" in Leipzig ein großes Prachtwerk unter dem Titel: „Goldnc Chronik der Wettiner." Das gebundne Exemplar soll für Subskribenten 125 Mark kosten, nach Erscheinen des Werkes ist eine Erhöhung des Preises ans 200 Mark in Aussicht gestellt. Wir habeu nur zwei Probetafeln davon gesehen, können also vorläufig noch nicht darüber urteilen. Wohl aber können wir unser Mißfallen nicht unterdrücken über die Art uud Weise, wie die Verlngshaudlnng das Publikum zur Subskription Preßt. Sie hat in diesen Tagen ein Zirkular versandt, worin sie auffordert, „sofort" zu sub- skribircu, da sie beabsichtige, das Subskribeutenverzcichnis besonders drucken und den Fürsten des Wettinerhanses zum Jubiläum überreichen zu lasse»! Das heißt doch mit andern Worten: Wenn du meine geschäftliche Spekulation nicht „sofort" unterstützest, so stelle ich dich als unpatriotisch au den Pranger. 12Ü Mark siud aber kein Pappenstiel, nnd es kann niemand zugemutet werden, aus Patriotismus die Katze im Sacke zu kaufen.
Litteratur
Geschichte des deutschen Kultureinflusses auf Frankreich. Von Th. Süpfle. Zweiter Band. Erste Abteilung- Von Lcssing bis zum Ende der romantischen Schule der Franzosen. Gotha, E. F. Thienemcmns Hofbuchhcmdlnng, 1888
Wir haben vor drei Jahren den ersten Band dieses Werkes hier augezeigt, der von den ältesten Zeiten bis auf Klopstock reichte. Der vorliegende greift zurück auf die Anfänge Lessings, zeigt, an die Aufnahme der Litteratnrbriefe in Frankreich anknüpfend, wie auch die Fortschritte der deutschen Ästhetik jenseits des Rheins schon im achtzehnten Jahrhundert verfolgt worden sind — Wiuckclmanns Schriften über die alte Kunst, Mendelssohu uud Sulzcr wurden damals bereits übersetzt und vielfach benutzt —, schildert die Aufnahme der Romane und Dichtungen Wiclands und verfolgt das Schicksal der Hauptwerke unsrer Klassiker in