Maßgebliches und Unmaßgebliches
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sie berechtigt hätte, den Sohn zngleich Bruder zu nennen, ist nichts bekannt." Dabei wissen wir aus der Geschichte dieses Rolf Krake (NroM 8a,M lciÄm), die im ersten Bande der VornM-u'Lög-ui' gedruckt ist, daß König Helge mit Olnf die Irsa erzeugte und später diese letztere, also seine eigne Tochter, ohne sie zu kennen, zur Frau nahm. Diese Arsa gebar ihm den Rolf, der mithin thatsächlich sowohl ihr Sohn als ihr Bruder war.
Das Vorstehende wird zur Charakteristik des Buches genügen. Eigentlich ist es diese lange Besprechung nicht wert, aber es schien nötig, an dem Dilettantismus eiumal ein warnendes Exempel zu statuiren. Ob es hilft, ist freilich fraglich: wir erleben es vielleicht noch, daß die Reklame auch dieses Opus des „großen Mannes," dem Homer, Sophokles, Dante und Shakespeare „die Hände reichen," als eine Musterleistung deutscher Übersetznugskunst und deutscher Gelehrsamkeit herausstreicht.
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Ein Prachtwerk zur Geschichte der Handwerkerinnungen. Vor uns liegt ein reich ausgestatteter Großquartband, prächtig gedruckt und mit 27 Tafeln in Lichtdruck geschmückt: Die alten Zunft- und Verkehrs- vrdnungcn der Stadt Krcikciu. Nach Balthaser Behems voclvx pietuiatus in der k. k. Jagellonischen Bibliothek herausgegeben von Bruno Bucher. Wien, Carl Gerolds Sohn, 1889. Auch nur in dem Bande zu blättern ist schon eine Lust. Die Lichtdrucke geben Miniaturen eines Krakauer Meisters aus dem Anfange des sechzehnten Jahrhunderts wieder, welche die einzelnen Gewerbe: Bäcker, Schneider, Riemer, Goldschmiede u.s.w. bei ihrer Thätigkeit zeigen. Derartige Cyklen von Handwerkerdarstellungen giebt es aus späterer Zeit, aus dem siebzehnten Jahrhundert, mehrfach, in Holzschnitt- und Kupfcrstichwerken; aus so früher Zeit aber war bisher wohl hie und da eine vereinzelte Darstellung bekannt geworden, eine sv vollzählige Reihe aber lag nirgends vor. Diese Bilder gewähren die anziehendsten Einblicke in die Thätigkeit der damaligen Handwerker, aber auch in die Sitten, die Trachten der Zeit und der Stadt, der sie entstammen, und sind dabei so reich an launigen Zügen aller Art, daß auch der, der gar kein gelehrtes Interesse für das Buch mitbrächte, sie mit wahrem Vergnügen betrachten würde. Die schöne, stattliche Veröffentlichung ist aber auch in ihrem Text ein wichtiger Beitrag zur deutschen Handwerksgeschichte.
Die Krakauer Universitätsbibliothek verwahrt unter ihren Handschriften auch eine mit Miniaturen geschmückte Handschrift aus dem Anfange des sechzehnten Jahrhunderts. Es ist ein prachtvolles Kopialbuch. worin der damalige Stadtschreiber von Krakcm, Balthaser Behm, die Privilegien der Stadt, die Eidesformeln der Ratsmänner, Zunftältesten :c., die sogenannte „Willkür." d. h. die