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Das Anwachsen der Großstädte
stellt Stengel ausführlich, man darf wohl sagen erschöpfend zusammen, und er verbindet damit in dcmkeuswerter Weise eine vergleichende Übersicht des in den englischen, französischen und holländischen Kolonien geltenden Zivil-, Straf- und Prozeßrechtes.
Den Schluß des Buches bildet eine Darstellung der Verwaltung der Finanzen, des Innern und des Äußern in den deutschen Schutzgebieten.
Nach unsrer Ansicht hat der Verfasser seine Aufgabe fo glücklich gelöst, daß es an dem Beifall derer, die das Buch benutzen, nicht fehlen wird. Der Wert des Buches liegt hauptsächlich darin, daß der Verfasser die praktischen Bedürfnisse eingehend berücksichtigt, ohne dabei die theoretisch-Unssenschaftliche Seite zu veruachlässigen.
Erwähnt sei noch, daß der Verfasser lebhaft für eine Beseitigung des Sklaven- und Branntweinhaudels eintritt^ aber im Einklang mit dem. Fürsten Bismarck sich für eine vorläufige Beibehaltung der Sklaverei uud auch der Vielweiberei in den deutschen Schutzgebieten anSspricht.
Das Anwachsen der Großstädte
ach der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 wohnten in den Großstädten des Deutschen Reiches smit 100000 Einwohnern und darüber) 9,5 Prozent der Bewohner des Reiches, während im Jahre 1871 uur 4,8 Prozent hiervon in solchen Städten gewohnt hatten. Also mehr als eine Verdoppelung ihrer Einwohnerzahl innerhalb von 14 Jahren.
In Berlin allem wohnten im Jahre 1885 1315287 Einwohner auf 28318470 Preußen und auf 46855704 Deutsche, mithin 4,6 Prozent aller Preußen und 2,8 Prozent aller Deutsche«, d. h. annähernd jeder 21. Preuße uud jeder 35. Deutsche war im Jahre 1885 ein Berliner. Am 1. Dezember 1871 hatte Berlin erst 826341 Einwohner ans 24643623 Preußen nnd 41058 792 Deutsche, und erst ungefähr der 30. Prenße und 50. Deutsche war ein Berliner. Im Jahre 1840 war gar erst der 45. Preuße ein Berliner.
München, das 1875 auf eine baierische Gesamtbevölkerung von 5022 390 erst 198829 Einwohner hatte oder 3,95 Prozent der Gesamtheit, beherbergte im Jahre 1885 mit 261 981 Einwohnern schon 4,83 Prozent von 5420199 Baiern, oder annähernd jeder 21. Baier war in diesem Jahre ein Münchner, im