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David Beronski :
(Fortsetzung.)
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David Beronski.

Im Schutze eines großen Heuschobers stehen und liegen mehrere Gespann silbergrauer Ochsen mit langen, breiten Hörnern. Die Männer, welche um das Feuer kauern, rauchen aus ihren kurzen Pfeifen und unterhalten sich eifrig. Ein großer, dampfender Kesfel ist über dem Feuer aufgehängt, und hin und wieder springt einer der Leute auf und rührt darin herum. Dann steigen neue Dampfwolken aus dem Kessel auf, und von den auf- und abzüngclnden Flammen rötlich angehaucht, umfließen sie die braune, kräftige Gestalt, daß sie geisterhaft hin und her zu schwanken scheint.

David sieht aus der Entfernung diese seltsame Erscheinung vor dem auf­zuckenden Fener auf und nieder tauchen, und einen Augenblick packt ihn aber­gläubische Furcht vor Hexeu uud Waldteufeln, wie sie schon manchen Wandrer verlockt haben. Nimmt er Nahrung von ihnen an, so ist er ihnen dadurch ver­fallen. Da brüllt ein Ochse. Erleichtert tritt er näher, böse Geister fuhren keine Wagen, keine Ochsengespanne mit sich. Es sind die Getreidehändler.

Das Weinen des Kindes verrät den Leuten sein Nahen. Man fragt ihn nicht; er hat sich verirrt. Keine Seltenheit! Die Gutmütigkeit der Leute ver­sieht ihn mit dem Nötigsten, und gern hätten sie ihn andern Tages auf ihren Wagen mitgenommen, denn für ein weinendes Kind empfindet jeder Mitleid, hätte nicht ihr Weg gen Osten geführt. David aber zieht es der untergehenden Sonne nach.

Der Sturm treibt schwere Wolken vor sich her, und brausend ergießt sich eine Regenflut auf das Land. Der Wind spielt mit der hernntcrströmenden Wassermenge, jagt sie wie eine weiße Wolke vorüber, spritzt sie wieder hoch empor, wirbelt sie herum, läßt sie, sich selbst einen Augenblick Ruhe gönnend, wie einen Wasserfall vom Himmel fallen, um sie daun mit ueuem Ungestüm unter Henlen uud Pfeifen gegen die hohen Thore eines einsamen Klosters zu schleudern.

Die Gestalt eines Wandrers lehnt daran und pocht, während er ängstlich bemüht ist, ein Bündel unter seinem Kaftcm vor der Wut des Wetters zu schirmen. Endlich wird sein Pochen gehört. Ein kleines Pförtchen öffnet sich, und erschöpft sinkt der Wandrer auf einen Steinsitz, kaum noch imstande, das Tuch zu lüften und dem erstaunten Bruder Pförtner das blasse Kindergesicht zu zeigen, aus dem große, tiefliegende Augen, wie um Mitleid und Erbarmen flehend, heraussehen.

Ein Verirrter, in diesem Wetter, im Winter und mit einem zarten Kinde!

Die lang entbehrte Wohlthat eines Obdaches, guter, reichlicher Nahrung und Pflege für Nahel geben dem Heimatlosen seine Kräfte zurück.

Ich bin ein Christ, sagt er auf Befragen; doch er kennt weder die Zere­monien noch die Gebräuche, welche für die Klosterbrüder den Christen kenn­zeichnen. Er kennt nicht das Zeichen des Kreuzes, weiß auch nichts von den christlichen Festzeiten, man erkennt in ihm sehr bald den Juden, dem sich die Klosterpforte nicht austhun durste, und glaubt seinen Worten nicht.