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Schreibershofen, H. von : David Beronski :
(Fortsetzung.)
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David Beronski.

Es ist nie zu früh und noch weniger thöricht, an seiner Kinder Wohl zu denken, versetzte Rcbckka sehr entschieden. Neb Meier wird seinem Sohne mit­geben, was wir verlangen.

Ich will es aber nicht, es darf, es soll nicht sein! rief David heftig.

Und warum nicht? Was hast du gegen Neb Meier einzuwenden? fragte Salome, während ihr Blick lauernd auf ihm lag und ihn nicht losließ.

Meine Kinder sollen nicht hier bleiben, nicht, er hielt einen kurzen Augen­blick inne, dann brach es laut, fast triumphireud von seinen Lippen: nicht in Finsternis und Irrtum untergehen. Nicht umsonst, nicht nur für mich habe ich das Heil, den Weg des Lebens, der zum ewigen Lichte führt, gefunden.

Plötzlich war der Druck gewichen und tief aufatmend, wie von einer schweren Last befreit, blickte David die Seinigen mit leuchtenden Augen an.

Salome sprang empor und entriß ihm das Kind, das laut aufschrie. Dann schob sie beide Kinder in das Nebenzimmer, schloß die Thür und trat neben Nebekka.

Was für Worte sprichst du? rief Nebekka, jäh erbleichend. Höre nicht auf ihn, Salome! Er weiß uicht, was er redet.

Aber ich weiß, was er spricht und verstehe ihn, sagte seine Frau mit fliegendem Atem. Er hält sich zu den Ungläubigen. O, ich bin ja nicht blind, und sein Befehl kann mir die Augen nicht schließen. Längst habe ich es ge­merkt, aber dir kam es zu, zu reden, oder gehörst du vielleicht selbst zu den Abtrünnigen? Leugne doch, David Beronski, suhr sie fort, indem sie immer heftiger wnrde und bald ihn, bald Nebekka anredete, leugne doch, daß du dich vom Glaubeu deiner Väter gewendet hast. Ich wußte, daß es so kommen würde seit ich gehört, wie du dem Fremden sagtest, nur die Thränen deiner Mutter hätten dich vermocht, mich zum Weibe zu nehmen. Vor dem Fremden hat er mir diese Schmach angethan, mir, der Mutter seiner Kinder, die er mir jetzt auch nehmen will. Lieber sähe ich sie tot zu meinen Füßen liegen, als in deiner Obhut! Als ich jene Worte hörte, wußte ich, daß sich sein Sinn von uns gewendet hat, und seitdem habe ich der Worte gelauscht, die er im Schlafe gesprochen. So sage doch, kannst du leugnen, daß du abgefallen bist und dich

Ich leugne nichts, ich sage es laut, sage es aller Welt, daß ich dem Herrn danke, der mich aus Finsternis und Irrtum errettet und mich durch sein heiliges Wort zur Erkenntnis geführt hat. Mutter! Salome! Hört, was ich euch sagen kann, und ihr werdet gleich mir überzeugt werden. Wer könnte jene große Offenbarung lesen und nicht gleich mir sehen nnd fühlen, daß der Heiland, ans den wir gehofft haben, längst erschienen ist, daß wir das Heil von uns gestoßen haben, und deshalb verdammt sind, zerstreut und verachtet unter fremden Völkern zu weilen? Wer kann jenes Buch lesen und nicht erkennen, daß wir bisher mit Blindheit geschlagen waren, ihn, den Heiland, auf den Israel gehofft, daß er sein Volk erlöse, nicht erkannt zu haben! Mutter! Weib! Ist es denn auszudenken, daß der Herr, der sich unserm Volke geoffenbart, es durch die Wüste geführt,