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Die politische Lage am Jahresschlusse.
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Der Rheinbund.

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fühl der Zusammengehörigkeit erweckt. Dann wird auch das deutsche Reich keine Feinde zu fürchten und zu bestehen haben, und ein späterer Weihnachts­gruß wird ihm nach außeu und innen Frieden bringen.

Der Rheinbund.

von R. pape.

hcinbund! Welch eine Flut trüber und beschämender Erinnerungen ruft der bloße Name in der Brust jedes patriotisch denkenden Deutschen wach! Von dem Reiche, das Jahrhunderte lang das mächtigste der Erde gewesen war, war amtlich nicht einmal der Name übrig geblieben. Was war aus der Nation geworden, die viele Menschenalter hindurch mit Stolz jenes Wort des Taeitns angeführt hatte: Rnllos mvriMum Minis Mt Ms g.nt<z <AsrnrM08 «zs8s? Und mit berechtigtem Stolze; denn jenes Wort enthielt Wahrheit. Wo aber war damals deutsche Treue zu finden? Schmutzige Selbstsucht und schamlose Ländcrgier hatte jedes Gefühl für Treue und Redlichkeit übcrwnchert und erstickt. Was war aus dem trotzigen deutschen Mannesmute geworden? Bedientenhafte Kriecherei und Schmeichelei nach oben hin, gegen den Gewalthaber und seine Geschöpfe, Hoch­mut, Grobheit und Mißhandlung nach unten hin, gegen Schwächere, waren an die Stelle getreten. Die altdeutsche Waffentnchtigkcit war zwar noch nicht aus- geftorben. Ihr hauptsächlich verdankte Napoleon einige seiner glänzendsten Siege. Aber im Dienste und Interesse eines fremden Despoten, im Kampfe gegen ihre Brüder und Landsleute, ans den dürren Hochebenen Kastiliens und auf den öden Schneefcldcrn Rußlands blntete und starb die waffenfähige Jugend Deutschlands wie vaterlaudslose Svldknechte. Die Inschrift, die der Baiern- könig Ludwig I. auf das Denkmal der in Nußland umgekommenen 30 000 Baiern setzen ließ:Auch sie starben für ihr Vaterland!" ist leider nichts we­niger als wahr. Aber wahr ist das bekannte Dichterwort:Ganz Deutschland, ach! in Schmach und Schmerz!"

Bei dem Napoleonischcn Rheinbunde war weder der Name noch die Sache neu. Im August des Jahres 1658 hatte schon einmal eine Anzahl deutscher Fürsten unter demselben Namen und mit einem ganz ähnlichen Charakter einen Bund mit Frankreich gebildet. Damals schlössen die drei rheinischen Kurfürsten, Mainz, Trier und Köln, Pfalz-Nenburg, Pfalz-Zwei brücken (Karl X. Gustav