Aus den Tagen der Völkerschlacht bei Leipzig.
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gendeu Worten: »Ew. Majestät! Als geborner Sachse beklage ich aufrichtig das traurige Geschick, welches mich bestimmt hat, der Überbringer der Befehle der hohen verbündeten Monarchen zu sein. Im Auftrage Sr. Majestät des Kaisers von Osterreich bin ich von dem Oberfeldherrn, dem Fürsten Schwarzenberg, zu Ew. Majestät gesandt, um zu erklären, daß Ew. Majestät sich als Gefangener anzusehen haben, und im Namen des Fürsten bitte ich um den Degen Ew. Majestät. Zur Ausführung dieses betrübenden Auftrages bin ich, ein geborner Sachse, erwühlt, um Ew. Majestät die Kränkung zu ersparen, einem Russen oder Preußen sich zu ergeben.« Lange Zeit ließ mich der König auf Antwort warten. Endlich befahl er einem der Anwesenden, einen Degen zu holen, und als man denselben dem König gebracht, übergab er ihn mir, ohne ein Wort zn sprechen. Hierauf wandte er sich znr Königin, nahm sie bei der Hcmd umwölkte sich mit ihr entfernen, als die Nachricht gebracht wurde, daß der Kaiser von Nußland vor dem Hanse zn Pferde halte. Sogleich wandte sich der König wieder um und ging nach der Treppe zn, dem Kaiser entgegen. Ich verbeugte mich ehrfurchtsvoll gegen die Königin nnd die Prinzessin Auguste und folgte Sr. Majestät, als auch schon die Nachricht zurückkam, daß der Kaiser Alexaudcr sich wieder entfernt habe.
Den Fürsten Schwnrzcnberg traf ich in der Grimmaischcn Gasse, in der Gegend des Neumarktes; dort übergab ich ihm den Degen des Königs von Sachsen."
So weit der Bericht des Grafen Schukenburg.
Was die Person des Erzählers betrifft, so haben wir es mit dem Grafen Karl Nndolf v. Schnlenburg-Vitzenbnrg zu thun, über dessen Lebeuslauf der Biograph des weitverzweigten Schulenburgischen Geschlechts, I. F. Danneil, folgendes berichtet: „Geboren am 2. Jannar 1788. wählte Graf Karl Rudolf den Militärdienst und trat zuerst iu das königlich sächsische Heer. Unzufrieden mit dem Napolevnischen Treiben, nahm er seinen Abschied, um in österreichische Dienste zu treten. Hier machte er den ganzen Befreiungskrieg mit und war während desselben Adjntant des Fcldmarschalls Fürsten Schwarzenberg. Nach der glorreichen Schlacht bei Leipzig erhielt er am 19. Oktober 1313 den Befehl, sich nach Leipzig zum König von Sachsen zu begeben, um denselben noch zum Übertritt zu den Verbündeten zu vermögen vder, im Falle dies abgeschlagen würde, dem Könige, seinem frühern Herrn, bei dem bevorstehenden Einrücken der Sieger eine würdevolle Behandlung zn verschaffen. Nach Beendignng des Freiheitskrieges nahm er als Oberstleutnant seinen Abschied und ward kaiserlicher wirklicher Kämmerer. Mit vcrschiednen Orden ausgezeichnet, lebte er iu seiuer Würde zu Wien in den höchsten Kreisen der dortigen Gesellschaft. Er starb Mitte der fünfziger Jahre."
Wie man sieht, wird in dieser kurzen Biographie der Sendung des Grafen Schulenburg besonders Erwähnung gethan. Aber auch aus zwei weitern, zuver-