Die heilige Magdalena von Witscht.
von Benno Riittenauer.
(Fortsetzung.)
ühelfrcmzens Madlene hieß sie in Witscht mit ihrem profanen Namen, und der sogenannte Bühelfranz, ihr Vater, der als ein stiller, träumerischer, fast tiefsinniger Mensch geschildert wird, verstand verschiedne Künste; er war Bauer, Weber und Schuster. Dieser den Leuten von Witscht bereits merkwürdige Mann hinterließ drei noch merkwürdigere Kinder, zwei Töchter und einen Sohn. Am wenigsten ausgezeichnet war die Tochter Frcmziska, am meisten der Sohn Sebastian, der freilich im Laufe der Zeit von seiner Schwester Madlene, die er von vornherein am Geniesternhimmel weit zu überstrahlen schien, tief in den Schatten gestellt wurde. Das auffälligste Verdienst an Frcmziska bestand darin, daß sie nicht leicht mit andern ihres Geschlechts verwechselt werden konnte. Die Leser kennen wohl alle die drollige Geschichte von den vier Hausknechten, die sich alle vier vergeblich anstrengten, ein Licht cmszublasen; sie hatten nämlich sämtlich so krumme Mäuler, daß ihr Hauch in allen Richtungen herauskam, nur nicht in gerader gegen das vorgehaltene Licht. Bühelfranzens Frcmziska hatte eines von diesen Müuleru, und zwar eines von den seitlichen.
Weniger einfach liegt die Sache mit Sebastian. In diesem steckte zunächst ein Jakob Böhme, denn die Tiefsinnigkcit des Vaters war in ihm vervielfacht. Er hieß im Dorfe allgemein nur der Simulorum oder Simulorem, ich denke mir, weil er ein „Simulirer" war — die Witschter haben zum geringsten Teile Latein stndirt; doch wird der Name gewöhnlich anders erklärt, was später erörtert werden soll. In dem Simulorem lag aber auch ein Tielmann Niemschneider oder wenigstens ein Veit Stoß verborgen. Ohne äußere Anleitung, nur aus dem innern Triebe heraus, schnitzte er die schönsten Bilder in Holz. Aus allerlei