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Aus der Chronik derer von Riffelshausen : Erzählung in zwei Büchern : (Fortsetzung) : sechsunddreißigstes Kapitel.
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Der Wagen, der den Baron und Anton zu einigen Besuchen nach Nummels- hcmsen gefahren hatte, rollte zum Thore herein und über die Brücke, Die Zu­rückkehrenden wurden in der Hausflur von Taute Cäcilie empfangen.

Habt ihr die Törtchen bestellt?

Jawohl.

Und das Neismehl mitgebracht?

Das hatte» sie vergessen. Es that ihnen unendlich leid.

Tante Cäcilie fragte ziemlich scharf, ob man den Herren wegen zweier Auf­träge einen Kommissionszettel schreiben müsse, und rief nach Julien. Diese er­schien sogleich. Sie hatte das Büffet im Eßsacil abgewaschen und die Aermel ihres alten Leinwandkleides zurückgestreift. Man hielt min eine ernste Beratung, die damit endigte, daß Julie die Aermel hernnterstrich, Hut und Handschuhe holte und, mit einem Henkelkorbe versehen, sich auf die Wanderschaft begab.

Du hast sie doch nicht jetzt nach Rummelshausen geschickt? fragte Anton die Tante.

Das Mehl soll wohl allein angelaufen kommen? Hättest lieber bei Zeiten daran denken sollen, als jetzt große Augen machen.

Anton eilte mit großen Schritten der Schwester nach, die er am grünen Pförtche» noch erreichte. Ich gehe mit dir.

Der Schmidt rückte »nterdcsfen vor den, Hause die Gartentische zur Abend­tafel zusammen, und Mathilde breitete das Tischtuch darüber, wobei die beiden sich eifrig über Dorfangelegenheite» unterhielten. Später gesellte sich auch der noch immer ranchcnde Valericm zu ihnen und vergnügte sich damit, Ajax zu necken. Zu Mathildens Entsetzen ergriff er den großen Hund au den vier Beinen uud warf ihn mit kräftigem Schwung in den Wallgraben, daß er tief untertauchte.

Na, die Muskeln lobe ich mir, rief lachend der Schmidt, während Valer belustigt zusah, wie Ajax sich pusteud und schnaubend den Fluten entwand. Sie brauchen sich nicht zn kümmern, daß Sie nicht so hoch aufgeschossen sind wie Baron Anton! Der macht Ihnen das nicht nach, wenn er anch ein Herr Leutnant ist.

Der ist auch der einzige, der mich zu würdigen weiß, meinte Valer, als der Schmidt sich ins Hans zurückgezogen hatte. Ajax war naß und schlammig ans Land gestiegen nnd sprang, nachdem er verschiednemale heftig geniest hatte, auf Valericm zu, uebeu welchem er sich so kräftig schüttelte, daß die Wasser­tropfen wie ein künstlicher Strahlenregen herumspritzten. Valerian lachte und band ihm sein Taschentuch über den Kopf zu einer unwillkommenen Mütze, die der Huud loszuwerden suchte, indem er den Kopf am Boden rieb. Sein Peiniger aber setzte sich in das offene Flnrfensler nnd teilte der Schwester seine Absicht mit, sie nach Moosdvrf zu begleiten. Aber wie willst dn dich bei SchefflingenS entschuldigen. Tilde?

Das wird kaum uötig seiu, meinte sie. Wir treffen die Nachbarn wahr-- scheinlich noch, wenn wir zurückkommen, und ich habe ja der Pastorin Goldner versprochen, ihr den herzigen kleinen Hans zn bringen.

Valer dachte erheitert an Juliens Mitteilung; ehe er aber anfangen konnte, zu necken, wurde die Aufmerksamkeit der Geschwister abgelenkt. Ein livcheleganter Wagen, mit zwei prächtigen Falben bespannt, fnhr durch das noch geöffnete Thor nnd hielt vor der Brücke. Ihm entstiegen Julie im alten Leinwandkleide und Auton. Darauf ein nach neuester Mode gekleideter Herr,