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Volkswirtschaftliche Betrachtungen eines Laien.
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volkswirtschaftliche Betrachtungen eines Laien.

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Tischler hobelt, welches keinem Menschen Kleidung schafft, wenn nicht der Weber webt und der Schneider uäht, welches die Bestimmung hat, den Austausch der Güter zu erleichtern, ist zn einem Ballast für die Schaffenskraft des Volkes geworden, daß wir fürchten müssen, dahin zu gelangen, die herrlichen Güter, welche das Volk der Erde abringt oder selbständig schafft, uugeuützt verkommen zu lassen, daß wir in Gefahr sind, an der frischen Quelle verdurste», an der reichbesctzten Tafel verhungern zn müssen.

Auf eiuer Seite Mangel, dringendes Verlangen nach den Gütern, welche zur Befriedigung der leiblichen und geistigen Bedürfnisse dienen, welche geeignet sind, das Leben fchöner und behaglicher zu gestalten; auf der andern Seite ein solcher Überfluß an diesen Gütern, daß es nicht mehr der Mühe wert erscheint, noch mehr davon hervorzubringen. Wie die beide» Pole einer elektrischen Batterie sind diese beiden Ströme gespannt, und es fehlt nur noch der geniale Kopf, welcher das Mittel angiebt, wie dieselben znm Segen der Menschheit in einander fließen und sich ausgleichen können, welcher die dürre Schulweisheit durchbricht, die mit allem Aufwande von Gelehrsamkeit und Zahlenmaterial weder dem Armen das bereitlegende Brot noch den thatkräftigen Männern die ihren Fähigkeiten entsprechende Arbeit verschaffen kann.

Wenn es der Volkswirtschaft nicht bald gelingt, den Riesenschritten der Technik zu solgen, so müssen wir an der großartigen Entwicklung der Technik, welche den Stolz unsers Jahrhunderts bildet, welche imstande wäre, der Mensch­heit zum größten Segen zu gereichen, zu Grunde gehen.

Hilfe iu dieser Not ist wohl nur vom Staate, von der Gesetzgebung zu erwarten. Wie sich diese wirtschaftliche Erlösung vollziehen und gestalten wird, das weiß ich nicht, eins aber scheint mir nicht zweifelhast, daß sie uämlich mit einer durchgreifenden Änderung in der Bewegung des Geldes zusammenfalleu wird; dasselbe wird dann nicht mehr im trägen Laufe nach einzelnen Sammel­becken fließen, um dort, zu Millionen aufgestaut, zum Stillstaude zu kommen, sondern es wird wie das Blut eiues gesunden Organismus mit kräftigem Puls­schlag in rastloser, hin- und wiederfließender, die feinsten Äderchen durchrieselnder, befruchtender Bewegung bleiben.

Potsdam. R. vogdt.