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Camoёns : Roman :
(Fortsetzung.)
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Lamoens.

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gezweifelt. Dennoch ergriff es ihn von neuem mit schmerzlicher Gewalt, daß man auch hier dieses Ausganges gewiß sein mußte. In dem schmucklosen Sprech­zimmer ging er ruhelos auf und ab, die halbe Stunde, die er hier verlebte, dehnte sich dem Erregten in qualvoller Weise aus, er mußte sich sagen, wie verschwindend gering die Aussicht sei, hier etwas vou dem zu hören, was ihm allein noch wissenswert dünkte, und dennoch zwang er sich, geduldig auszuharren.

Da vernahm er leise Tritte Fray Nafael, nach der Gewohnheit des Ordens von einem andern Ordensbruder begleitet, kam in das Gemach. Er blickte einigermaßen überrascht auf seinen Besucher, machte aber das Zeichen des Segens und hub selbst an: Wir sehen uns zu schwerer Stunde wieder, Senhvr Luis! Es sind harte Prüfungen, die es Gott gefallen hat, uns und diesem Lande aufzuerlegen. Uud was führt Euch an solchem Tage zu mir, zu uns? Vermag Euch dies Haus eiuen Dienst zu leisten?

Ich denke nicht, ehrwürdiger Bruder, versetzte Camoens. Ich kam zu Euch, um Euch wissen zu lassei,, was mir einer der Flüchtlinge vom afrikanischen Schlachtfelde berichtet hat. Euer Ordensbruder, Fray Tellez, der auch mir wohlwollte, hat seinen Eifer für den Glauben mit dem Leben bezahlt; ein Soldat, der mir zuverlässig erschien und der bei den barmherzigen Brüdern in Setubal Zuflucht gesucht hat, will ihn unter den Toten des Schlachtfeldes er­kannt haben.

So ließen uns unsre Brüder, die zum Dienste der Besatzung in Arzilla sind, gleichfalls schon wissen, entgegncte Fray Nafael ruhig. Sie hoffen, daß man ihnen den Leichnam des Beneidenswerten, der den Märtyrertod gefunden hat, ausliefern werde. Der neue Sultan von Marokko ist uns nicht feindselig gesinnt, er hat selbst König Sebastians Leiche der Sorgfalt gefangener Por­tugiesen vertraut, er wird, hoffen wir, nicht zögern, auch sie gegen Lösegeld zur christlichen Bestattung zu überlassen.

Camoens hörte aus der Antwort des Jesuiten heraus, daß man im Ordens- hause nicht erst seit einigen Stunden Nachrichten habe; aufwallend und mit einer Bitterkeit, die er nicht zu besiegen vermochte, sagte er: Ich wußte nicht, ehr­würdiger Bruder, daß Ihr Euch in dem unübersehbaren Elende uud Uuheile so rasch schon christlich gefaßt hättet! Da Ihr jedoch alles zu wissen scheint, verzeiht mir noch eine Frage. Haben Euch die Ordensglieder in Arzilla nicht auch berichtet, ob unter den jungen Toten aus des Königs Umgebung etwa ein Mädchen ein Weib gefunden worden ist, welches Seine Majestät in Pagentracht ins Feld begleitet hat? Oder vermögt Ihr, sofern Ihr nichts erfuhrt, noch jetzt nach dein Schicksal einer Unglücklichen, das mir schwer auf dem Herzen liegt, forschen zu lassen?

Camoens' Blick richtete sich mit Spannung auf die beiden Priester, es war ihm, als ob sich dieselben rasch angesehen und ein Zeichen gewechselt hätten. In seiner Erregung meinte er selbst ein flüchtiges, höhnisches Lächeln auf Fray