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Literatur.
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Literatur.

ordnete wie die Herren Hänel und Virchow der Maßlosigkeit poluisch-rcvvlutiouärer Herrschsucht durch schöue Redensarten entgegenzutreten suchen, wird es lehrreich sein, zu erfahren, wie entgegenkommend sich die Polen gegen das Deutschtum verhalten würden, wenn sie nur die nötige Macht hätten. Es mag der Hinweis genügen, daß sich im Jahre 1843 lediglich eine ans Polen bestehende Kommission zu nationaler Reorganisation des Großherzvgtums Posen gebildet hatte, indem die­selbe den neben 700 000 Polen in der Provinz Posen wohnenden 500 000 Deutschen weder Wahl- noch Stimmrecht in Bezug ans ihre zuküuftige politische Stellung zugestand. Das war keineswegs ein revolutionäres Komitee, sondern eine Kom­mission, die sogar unter dein Vorsitz des Oberpräsidentcu von Bcurmann stattfand. Dem nu Zahl fast gleichen Teile der deutschen Bevölkerung in der Provinz trug man insofern Rechnung, als man edelmütig genug war, deu Oberbürgermeister der Stadt Posen und einen Lnndgerichtsrat alsGäste" Anzuziehen. Im März 1348 verlangte die nach Berliu unter Anführnng des Erzbischofs Przylnski ab­gesandte Deputation nicht weniger als: ausschließlich polnische Geschäftssprache, national-polnisches Militär aus Eingebornen, als obersten Zivilbeamten einen Polen; Beamte, welche nicht Polnisch verstünde», sollten versetzt oder pensiouirt werden, und dergleichen mehr.

Man sieht: den Polen gegenüber befinden wir uns iu der Notwehr; hier heißt es einfach: Ambos oder Hammer sein. Nnn glauben wir, daß iu der That das deutsche Volk die Pflicht habe, nicht an der Ostgrenze das Deutschtnm zu ver­lieren, welches an der Westgrenze mit schweren Opfern an Gut und Blut wieder erkämpft ist. Denn schon kaun man mit Eichendorsf unter entsprechender Aenderung sagen:

Dort hart mn Weichselstrome, Da liea,t Verlornes Gut, Da gilt es deutsches Blut Vom Höllenjvch zu lösen.

Literatur und Kunst im Wnpperthale bis zur Mitte des gegenwärtigen Jahr­hunderts. Vou Friedrich Rvcber. Jserlohn, Julius'Baedeker, 188».

Es ist ein ganz hübscher Einfall, die literarischen Persönlichkeiten und Be­ziehungen einer begrenzteu Landschaft in historischer Folge vorzuführen, und selbst wenn dies, wie hier, in dem leichteren Tone guter populärer Vortrüge geschieht, werden immer eine Menge interessanter Erinnerungen, vergessener Thatsachen uud verschollener Nameu neu belebt. Das literarischc und künstlerische Leben in dem gewerbthätigen Elberfeld war jederzeit mir ein bescheidnes, doch beweist die Reihe von Bestrebungen und Leistungen, deren Noeber zu gedenken hat, daß die in dieser Beziehung mindest begünstigte deutsche Stadt doch immer noch eine ganz andre literarische und künstlerische Geschichte hinter sich hat als eine gleich große nnd gleich industrielle französische Provinzialstadt. Daß die Musen auch in der zweiten Hälfte des gegenwärtigen Jahrhnnderts nicht aus dem Wupperthale verschwunden sind, belegt unter andern, die eigne poetische Thätigkeit Nvebers, deren er be­scheidnerweise uicht gedenkt, an die wir aber doch die Leser der kleinen Schrift unserseits eriuueru wollen.

Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow iu Leipzig. Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. Druck von Carl Marquart in Leipzig.