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etnis sämtlich ihres Inhalts beraubt. Da die Schlösser des Koffers in bestem Stande waren, kann der Raub nur von sehr geübler Hand, mit Hilfe sehr vollkommener Instrumente und in aller Sicherheit und Muße, wahrscheinlich wahrend der Fahrt, verübt worden sein.
Daß diese Plünderungen nicht vereinzelt dastehen, beweist ein längerer Artikel eines italienischen, in Genua erscheinenden Blattes («Üomnu-re.io vom 2V./21. Mai 1885), welcher ohne Umschweife ans die überaus häufigen uud schamlosen Plünderungen der Gepäckstücke während der Fahrt und auf den Bahnhöfen — der Verfasser behauptet, daß acht, zehn und mehr Prozent der transportirten Kolli beraubt würden — hinweist und dringend Abhilfe verlangt. Der Artikel trägt die Uebcr- schrift: „Die Eisenbahndiebstähle auf den italienischen Eisenbahnen."
Da angesichts solcher Thatsachen kein Zweifel übrig bleibt, so kann man die Warnung des genannten Reisebuches nnr billigen und für möglichste Verbreitung derselben Sorge tragen.
Druckfehler. Nicht ohne Neid werden wir zuweilen daran erinnert, daß wir in gewissen Dingen doch unsern Nachbarvölkern noch immer nachstehen. Wie korrekt statten die Engländer und Franzosen ihren Bücherdrnck aus! Aeußerst selten finden sich dort sinnstörende Druckfehler. Autoren und Verleger halten es für Ehrensache, das Lesen nicht durch Nachlässigkeiten zu erschweren. Das ist uns noch keineswegs in Fleisch und Blut übergangen, und wir sollten darin etwas von unsern Nachbarn lernen. Es ist umso schmerzlicher, durch solche Druckfehler gestört und geärgert zu werde«, wenn eiu Buch sonst wertvoll ist. Da ist z. B. kürzlich der vierte Band von Bismarcks Reden:e. von L- Hahn (Berlin, Hertz) erschienen, eiu Werk, das auf viele Jahre hiu eine unversiegliche Quelle für unsre Politiker sein wird. Es ist eiue Freude, hier die Kämpfe, Siege nnd Fortschritte in unserm nationalen Leben an der Hand der Aktenstücke selbst zu verfolgen. Der Herausgeber bedarf der Anerkennung für sein Unternehmen längst nicht mehr. Aber es darf auch nicht verschwiegen werden, daß er leider keinen sorgfältigen Korrektor zur Seite gehabt hat, und daß eine Menge anstößiger Fehler in diesem Bande wie in andern seiner Schriften stehen geblieben ist! Schlagen wir z. B. S. 11 auf, so lesen wir Z. 1 : „Ein Minister, der nicht wagt, etwas einzubringen, wovon er sicher weiß, daß er es durchbringt, der ist eben kein Münster." Der Satz ist sinnlos, weil ein nicht ausgefallen ist. Ein erbärmlicher Minister ist eben der, der nichts wagt einznbringen, wovon er nicht sicher weiß, daß er es durchsetzt. S. 290 ist der Satz, mit dem die Seite allfängt, völlig unverständlich. Es heißt: „Ich habe mehrfach darauf hingewiesen, daß auch die Stellung, die das Auslaud zu unsern kolonialen Verhältnissen einnimmt, maßgebend ist." Es soll aber heißen, daß für die Stellung, die das Anstand :c. einnimmt, unsre eigne innere Lage, unser Parteiwescn maßgebend sei. S. 430 wird die berühmte Kritik gegen Camphansens Finanzpolitik vorgetragen. Da heißt es: „Ich habe in der festen, sichern lind ehrlichen Ueberzeugung gefunden, mit der Gott an dem sechsten Tage der Schöpfung auf das Geschaffne zurückblickte :c." Der Satz ist auch sonst ungenau, aber vor allem muß es uicht iu, sondern ihn (Camphausen) heißen. S. 339, Z. 23 steht in einer Rede des Kultusministers von Puttkamer, daß für Staat und Reich ein gemeiusamer Rechtsboden nicht zu finden fei. Dasselbe hat Herr Hahn anch in seiner Geschichte des Kulturkampfes, S. 251, drucken lassen. Aber es ist sinnlos, es muß Staat und Kurie heißen. In derselben wichtigen Rede finden sich noch andre Fehler in beiden Abdrücken. S. 362 steht: die Geistlicheil zu erneuern