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eindringen lassen. Er sieht also subjektive Phänomene in dein Wahne; das objektive läßt sich alles durch besseres Wissen erklären, namentlich als Gistcmwenduug. Daß die Hexen Sturme erregen, daß Kohabitatiouen mit den Teufeln stattfinden u. dergl., sei alles albern. Er hatte oft Gelegenheit, Anwendung von Arseuik, hysterischeu Betrug, positive Verführung u, dergl. bei angeblichen Hexen nachzuweisen. Das Hinrichten von Hexen ist ihm ebenso absurd, als ihm die Hiurichtuug von Ketzern eine schmähliche Neuerung ist.

Die Schriften Weyers in dieser Richtung waren nicht ohne Wirkung, sie kamen aber auf dcu Index der verbotene» Bücher (1570), und bedeutende Männer wie Jean Bodiu, eiu Jurist, schrieben gegen ihn, ebenso Delrio, ein Jesuit, und andre. Aber er hatte auch Anhänger und Nachfolger. Unter diesen ist auch der Jesuit Friedrich vou Spee aus Kaiscrswerth, der lauge Zeit für dcu ersten Bekämpfer des Hexenwahns galt; aber sein Bnch erschien erst 1631, also 68 Jahre später als das erste große polemische Werk Weyers. Zudem hatte Spee uicht den Mut, sich zu uennen, und kcins seiner Argumente ist uen. Also ist das bald verschollene Buch Spees zwar dankcnswert gewesen, aber es ist ein Irrtum, Spee für einen Manu der Initiative zu halten. Uebrigens gehörte eine ganz andre Zeit dazu, die Be­strebungen aller dieser tresflicheu Mäuner zum wirklichen Siege zu führeu. Noch 1782 wurde in der Schweiz eine Hexe enthauptet.

Lehrerinnenbildung iu Frankreich. Der französische Untcrrichtsminister hat kürzlich einen amtlichen Bericht über die am 27. Juli 1.885 begonnene Prüfung der Lehrerinnen für höhere Töchterschulen erhalten. Die zum Coucours" zu­gelassenen Damen waren alle schon früher geprüft, und es galt nur, einen höheru Raug zu erwerben. Sie waren demgemäß nicht mehr jung, sechs im Alter von 21 bis 25 Jahren, fünfzehn vvn 25 bis 3V, vier älter als 30, zwei zwischen 35 und 40 Jahreu. Die. Prüfungen gleicher Art iu Deutschland gelten bei manchen für zu schwierig und darum für schädlich. Es ist daher interessant zu scheu, ob uusre Nachbaru es vernünftiger anfangeu.

Das erste Thema der schriftlichem Prüfung war: Mau soll erklären und auf die literarische Kritik uud auf deu Unterricht anwenden den Gedanken von Vauvennrgues:Es ist ein Beweis vou Mittelmäßigkeit, immer nur mit Maß zu loben." Die Arbeiten über dies Thema, welches sich gegen die säuerliche Kritik richtet, werden von dem Bericht meist gelobt, nur zwei Damen hatten das Thema nicht verstanden. Die zweite Arbeit hatte zum Thema, die. sprachlichen Eigentüm­lichkeiten Lafontaines in seinen Fabeln anzugeben. Der Text lag uicht vor, aber diese Fabeln werden iu alleu Schule» sozusagen memorirt und grammatisch zer­gliedert. Eiu drittes Thema warDie Fronde uud die innere Politik Mazarins" (1643 bis 1660), Ungefähr die Hälfte, der Damen kannte die Einzelheiten dieser komplizirten Periode uicht hinlänglich. In der mündlichen Prüfung mußten die Damen zuerst einen französischen Klassiker laut lesen und dcmu erklären. Der Bericht tadelt, daß die Erklärung zu gelehrt, zu grammatisch und philologisch gewesen sei. Dann mußte» die Prüflinge, eiue schriftliche Arbcit irgendeiner Schülerin des nächsten Lyceums korrigiren, einen Brief, einen Bericht, einen förmlichen Aufsatz enthaltend. Hierauf mußten sie nach dreistündiger Vorbereitung, für die ihueu ein Geschichts- lcxikon iu die Hand gegeben wurde, eiue geschichtliche Probelektion über ein gegebenes Thema halten, ebenso eine geographische Lektion nach zweistündiger Vorbereitung vor einer Wandkarte ohne Namen. Anch eine Probelektion über Grenzbotcn IV- 1885- 84