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Iwan Gontscharow.
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427
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Jman Gontsch-irow, 427

gestellt. Das Gesinde ist faul, die Herrschaft ist faul, und schlaue Schmarotzer nisten sich ein. Die Abreise Alexanders verursacht fieberhafte Aufregung in der gauzeu Umgebung. Das Einpacken von Wäsche und Kleidern ist keine Kleinigkeit. Das junge Bräutchen, das ihm schon zugedacht ist. zerfließt in Thränen, ein Freund kommt 160 Werft einhergejagt, um ihm noch ein gerührtes Lebewohl zu sagen. Und erst die Mutter sie kommt aus den Thränen nicht heraus. Ihr ist der Drang Alexanders unbegreiflich. Sie fügt sich ihm nur. weil sie überhaupt ihm alles zu willen thut, und ein kleiner Trost ist ihr. daß in Petersburg ciu Onkel lebt, der freilich siebzehn Jahre schon nichts mehr von sich hat hören lassen, den aber die gnte Fran, welcher der Begriff Ver­änderung ganz fremd ist, noch immer im alten Bilde vor sich sieht. Sie giebt ihrem Sohne einen Brief an den mächtigen Onkel in Petersburg mit, worin sie u. a. schreibt:Ich schicke mein Herzenskind gerade zu Ihnen und habe ihm streng angesagt, nur ja nicht irgendwo anders abzusteigen. In seiner Uner- fahrenheit wäre er vielleicht in irgendeinem Gasthanse abgestiegen, aber ich weiß, wie sehr das einen leiblichen Onkel beleidigen könnte; daher wies ich ihm den Weg zu Ihnen. Das wird ein frohes Wiedersehen sein. Stehen Sie ihm mit Ratschlägen bei, mein lieber Schwager, nehmen Sie sich seiner an; ich übergebe ihn Ihren Händen. Er hat ja dort nur Sie allein. Beaufsichtigen Sie ihn, verwöhnen Sie ihn nicht gar zu sehr, doch seien Sie auch nicht zu streng gegen ihn; überlassen Sie das fremden Menschen, die werden ihn schon mit Strenge behandeln, aber liebevoll gegen ihn sein das kann nur ein Ver­wandter; außerdem ist er selbst zutraulich, sobald Sie ihn sehen, können Sie nicht mehr von ihm lassen. Sagen Sie auch dem Chef, bei dem Lascheuka dienen wird, daß er ihn schonender und zartfühlender behandeln möchte; denn er ist sehr schwächlich. Warum Sie ihn vor den Karten nnd dem Wein. In der Nacht Ihr werdet doch wahrscheinlich in einem Zimmer schlafen hat Lascheuka die Gewohnheit, auf dem Rücken zu liegen; deshalb stöhnt und wirft sich das Herzenskind; wecken Sie ihn dann leise auf und machen Sie über ihn das Zeichen des Kreuzes dcmu geht es gleich vorüber; im Sommer bedecken Sie ihm den Mund mit einem Taschentuch; er öffnet ihn im Schlaf, und die verdammten Fliegen kriechen ihm dann am Morgen hinein. Helfen Sie ihm auch im Notfall mit Geld" u. s. w. Mau kann sich leicht vorstellen, wie enttäuscht dieses Muttersöhnchen bei seiner Ankunft in Peters­burg wird. Zunächst ist ihm die Stadt ganz ungemütlich. Die schöngeistige, verstiegen idealistische Bildung, die er sich bisher erworben hat, paßt gar nicht in dieses mir der Arbeit gewidmete Leben hinein. Er kommt sich wie in euier andern Welt vor, sogar nicht unter Mcuscheu iu diesem Häuscrmecr. wv keiner den andern kennt, wo jeder Schritt Geld fordert. Und erst der Onkel Peter Jwanowitsch Adujew. Dieser hatte sichs zuvor noch überlegt, ob er den ihm auf deu Hals gcladcneu Neffen überhaupt empfangen sollte. Der Brief der