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Notizen.
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Notizen.

Mitgliedern des Vereins sofort mitgeteilt und verfolgt. Es ist zu hoffen, daß schon diese Öffentlichkeit der Sache heilsam wirke.

Ein schönes Zeichen für die Einrichtung und Wirkung der Amtsgerichte ist, daß die meisten Amtsrichter ihre lebhafte Mitwirkung bei der Anstilgung jenes Krebsschadens zugesagt haben. Sie sind eben die natürlichen Anwälte gegen die Wucherer.

Schon haben einige Gemeinden begonnen, sich in der Art selbst zu helfen, daß, wenu ein Wucherer ciue Versteigerung abhält, niemand hinkommt und niemand bietet. Aber das setzt schon eine gewisse Selbständigkeit der armen Leute voraus, und der Wucherer reicht mit seiner Macht auch in die Nachbargemeinde hinein. So ist denn die moralische nnd materielle Stärkung der Gemeinden durch den Verein noch sehr nötig.

Die öffentlichen Kassen mit den Kreditbedürfnisscn der Bauern in geeignete Verbindung zu bringen, sodaß sieProtokolle" ohne Abzng übernehmen uud ähn­liches leisten, wird noch eine schwierige Aufgabe sein und zum Teil eine Umänderung der Geschäftsordnung dieser Kassen erfordern. Aber besonders seit durch das Gesetz vom 1. Juli dieses Jahres das Hypothekenwescu der Rheinprovinz eine wesentliche Verbesserung erfahren hat, wird die Sache nicht mehr zu schwierig sein.

Die ganze Einführung des Vereins ist mit einer Vorsicht geschehen, die auf rheinischem Boden doppelt geboten war. Alle Politische und religiöse Parteiung ist streng beiseite gelassen. Mau weiß hier so gut als anderswo, wer die meisten Mitglieder der Wucherzunft stellt. Aber da mau doch keine Kategorien, sondern nur Einzelne und von Fall zn Fall verfolgen kann, so ist die Rasseufrage wenig­stens nicht praktisch. Man würde dem Berein eine unwillkommene Färbnng ge­geben uud ihm geschadet haben, wenn man ihm judenfeindliche Absichten, wenn auch uur in der abgeschwächten Form Stöckers, mit ans den Weg gegeben hätte. Alles der Art soll fern bleiben, alle »vollen auf neutralem Boden nur auf den einen Gegenstand die Augen richten, der sie gemeinsam beschäftigt. So werden sie hoffen dürfen, diesen einen Gegner, den Wncher, besonders den landwirtschaftlichen Wucher, in alleu seinen Schlupfwinkeln zu eutdeckeu uud zu fassen. Es ist ein ziemlich neues Stück Arbeit. Desto herzlicher siud unsre Wünsche für ihr Gedeihen.

Die Konkurrenz für ein Lutherdeukmal iu Berlin. Bekanntlich war man bei der Konkurrenz für ein Lutherdeukmal iu Berlin insofern vom Herkömm­lichen abgewichen, als man die Koukurrenzentwürfe, bevor das Preisgericht sein Urteil fällte, zwei Wochen lang öffentlich ausstellte. Durch diese Einrichtuug, die allgemeine Anerkennung fand, sollte der öffentlichen Meinung Gelegenheit geboten werden, sich vor der Entscheidung geltend zu machen, die Jury sollte in der Lage sein, das öffentliche Urteil bei ihren Beratungen in Erwägung zu ziehen, und es schien somit für die Richtigkeit der endgiltigen Entscheidung ciue Garantie mehr gewonnen.

Nun ist das vor kurzem bekannt gemachte Urteil des Preisgerichts doch so aus­gefallen, daß es zu ernsthaften Bedenken Anlaß giebt. Ob oder inwieweit es sich mit der öffentlichen Meinung in Berlin in Uebereinstimmnng befindet, vermag ich nicht zu sagen; in öffentlichen Blättern ist mir eine Kritik über den Spruch der Jury uoch nicht zu Gesicht gekommen. Auf jeden Fall aber wäre es nicht eben erfreulich, wenn eine solche Uebereinstimmung stattfände.

Kein Unbefangner wird zugeben, daß der Entwurf, welcher den ersten Preis erhalten hat, auf diesen Preis genügenden Anspruch gehabt habe. Nicht bloß