Auf dein Stilfscr Joch.
ächtlich die Arbeiten eines Neulings vvn sich, auch wenn sie von den: größten Werte sind. Sie werden vhne jede Prüfung abgelehnt.
So kam es denn, daß Harald in den ersten Wochen von einem Knnst- händler zum andern mit seinen Skizzen lief, bald diesem bald jenein sogenannten Kunstfreunde vorgestellt wurde, ohne daß er auch nur eine Bestellung erhielt. Er wurde immer damit vertröstet, daß er sich selbst mit einem größeren Bilde bei der nächsten Knnstansstelluug beteiligen müsse, und daß, wenn er dort Erfolg hätte, die Bestellungen nicht ausbleiben würden. Auch die Arbeiten, welche der Staat zu vergeben hatte, waren iu den festeu Händen der bereits anerkannten Kräfte, und so sah sich Harald schon in wenigen Wochen müde und abgehetzt einer unsichern Znknnft preisgegeben. .Hätte es sich nur um seiuc eigne Person gehandelt, so würde er es gewagt haben, sich noch ein Jahr mit Kummer und Not durchzuschlagen, um ein Bild zu vollenden, das er schon längst fertig in seinen Gedanken trug und bei dem er des Erfolges sicher sein konnte. Aber er sollte seine Geschwister mit dem Anfange des Herbstes zu sich nehmen, er hatte für einen ganzen Hausstand zu sorgeu, und je näher der Termin heranrückte, desto verzweifelter wurde seine Lage uud seine Stimmung.
Harald mußte es deshalb als eine Befreiung von seinem Drncke begrüßen, daß es den Bemühungen seines väterlichen Frenndcs Panli gelungen war, ihm au verschiedncn Töchterschulen und an einem Gymnasium den. Zeichenunterricht zu verschaffen, sodaß wenigstens für das nächste Jahr die größte Sorge um das Leben gebannt werden konnte.
In acht Tagen sollte der Schulunterricht beginnen, mithin mich Tante Alwine, welche die Wirtschaft führen sollte, mit den Geschwistern eintreffen. Alles war jetzt in Wohnung und Atelier hergerichtet und znm Empfange bereit. Aber die Seele unsers Frcnndes blieb schwer belastet, und der bleierne Himmel, die kahlcu Bäume und die eisige Herbstlnft waren nicht angethan, seiner Stimmnng einen leichtern Lanf zu geben; nach den trüben Erfahrnngcn seines erste» Eintrittes in die Selbständigkeit dachte er nicht vhne Kümmernis an das, was das neue Leben ihm bringen sollte. War dies das Ziel seines hohen Fluges, daß er, statt sich ganz seiuer Kuust zu widmen, nnn in kleinlichem Unterricht bei Anfängern Zeit und Kräfte verwenden mußte? Hatte die Mutter auch wirtlich weise gehandelt, daß sie ihn, unbesorgt um die Existenz, so Hohes erstreben ließ? Ist es wirklich ein Vorzug unsrer staatlichen uud gesellschaftliche» Ordnung, daß sich auch ein Geringer aus den kleinlichen Verhältnissen des elterlichen Hauses herausreißen, die Fesseln des gemeinen Lebens abstreifen kann, aber nur, um ein zweiter Moses in seinem, tragischen Ansgange von dem Gipfel des Berges in das gelobte Land zu schauen, ohne es mit seiueu Füßen betreten zu dttrseu? Glücklich derjenige, welchem die Erkenntnis des Höhern versagt ist, wer in Blindheit einem Lasttiere gleich den betretenen Weg der Landstraße wandelt und