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Literartur.
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Literatur.

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Hanptvrte dieser russischen Nivicra, das vielgepriesene Mupka, Orinnda, die Sominer- residenz Alexanders des Zweiten, Livadia, Jalta, das krimsche Cannes, und Alntscha, um endlich schweren Herzens über Jalta, Basarnktschai uud Simfcropvl iu seiue nordische Heimat zurückzukehren.

Wir bemerkten bereits, daß Graf Berg seine Reise ohne Zweifel nach einer allseitigen Vorbereitung angetreten hat. Aber anch während derselben bleibt er bei seiner deutschen Gewissenhaftigkeit, Er reitet, wie er sich selber einmal aus­drückt,nicht mit der Reitpeitsche, svndern mit dem geologischen Hammer." Er wird nicht müde, immer von nenem auf die geologischen Eigentümlichkeiten der betreffenden Landstriche aufmerksam zu machen. Die unsymmetrische Schwanzflosse des Sterlets, den sein dicker Nachbar im SlawjanSki-Basar iu Moskau, dem besteil Hotel Rußlands, mit so sichtbarem Wohlgefallen verspeist, erinnere ihn daran, dnß die Sterlets nachgebliebene Repräsentanten der Urzeit seien. Die beiden Adler, die eines Tages in der Krim über seiuem Haupte kreisen, gebeu ihm das Stich­wort zu einem nmfangrcichen Vortrage über das Fliege» einiger großen Vögel ohne sichtbaren Flügelschlag. Aber er ist weit entfernt davon, uns etwa in schul­meisterlicher Weise die Früchte seines häuslichen Studiums zeige» zu wolle». Mit dein scharfen Blicke des praktischen Landwirtes uud des weitgereisten Mannes weiß er aus jeder Erscheinung nnmittelbar das Charakteristische heranszufinde». Vor allem dürfte iu dieser Hinsicht zn rühmen sciu, was er uns ans Grnnd seiner eignen Beobachtungen über den krimscheu Weinbau berichtet. Was dem Krimwein bei dem Publikum vor allem schadet, ist nach seiner Meinnug der Umstand, daß in der Krim eine große Anzahl der verschiedensten Weiugattuugeu aus Ungarn, aus Spanien, vom Rhein und ans Frankreich nebe» den ciuheimischen lultivirt »»d, obgleich sie uicht gleichzeitig reife», dennoch zusammen gekeltert werde». Es fehlt ferner in der Krim au zuverlässigen großen Weinhandlungcn. Wenn diesen beiden Uebelständen abgeholfen »nd wen» die schon einmal durch Stecklinge aus Frankreich nach der Krim gebrachte Phylloxera dauernd ferngehalten wird, so kann nach Graf Bergs Meinung dem krimsche» Weiuba» eine große Zukunft nicht fehlen.

Bermischte Aussätze von Iwan Sscrg. Turgenjew. Aus dem Russischen übertragen vmi E. S. Mit einer Einleitung von Eugen Zabel. Berlin, Deubuer, 1885.

Die Freunde Turgenjews »nd wie zählreich sind sie in Deutschland, in Enropa! haben alle Ursache für die Uebertragnng dieser teils kritischen, teils poetische» Aufsätze dcmkbar zu sein, welche dadurch erst für uns des Russischen Un- tuuvige zugänglich geworden sind. Die ganze liebenswürdige uud geistvolle Per­sönlichkeit tritt in allem entgegen, was sie schreibt, welches Gebiet es auch immer betreffen mag. Der ganze Turgenjew spiegelt sich gleichsam in jeder Scherbe von ihm. So gleich im ersten A»fsatze über GoethesFaust," der noch cms dem Jahre 1345 stammt nnd eine russische Uebersetzung des deutschen Gedichtes zur Veran­lassung hatte. Turgenjews Begeisterung für Goethe ist bekannt; er hat ihr auch uuter cmderu i» seiner herrlichen und erschütternden NovelleFaust" Ausdruck ge­geben. In diesem Essay setzt er sich mir dem über alle Poeteu der Welt hoch­gestellten deutscheu Dichter gewissermaßen auseinander, und wer Turgenjew kennt, merkt, daß alle Gruudzüge seines eignen Wesens bei dieser Kritik mitvibriren. Charakteristisch für ihu als russische» Künstler ist seine überschwängliche Huldigung vor dem jungeu Goethe nnd dem ersten Teile der Tragödie, der ihmals ein im höchsten Grade geniales Werk, von naiver Wahrheit, vou unmittelbarer Einheit durchdrungen" erscheint, und dem gegenüber sein ungewöhnlich herbes Ablehnen des