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Goethiana.
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Goethicma.

nicht zwei Tenore da sind. Die ganze Gesellschaft kann die zwei letzten Zeilen jeder Strophe wiederholen, damit die drei Vorsänger verschnaufen. fDiese Äußerung zeigt deutlich, daß man unter diesen: Liede nicht etwaSymbolum" sich denken kann, »vorauf sie garnicht passen wnrdc.I Freilich hätte ich wissen sollen, was für Säuger ihr habt. ^Natürlich wurden die Lieder vom ganzen Chor gesungen, nur bei besondern Festlichkeiten von musikalischen Säugern.^ . . . Der Ton des Liedes ist nicht leicht getroffen >1ies:zu treffen"?^, und die Sänger werden dazu das Beste thun müssen, um einer gänzlichen Melodie die Gegensätze des Offenbaren nud Stillvcrtrautcn I^die eben das Lied beherrschen^ anzueignen." Goethe erwiederte am 10., zwei Tage nach Augusts Beförderung zum Gesellengrad:Das Liedchen ist augekommen. Wir danken znm schönste,! für das trefflich geratene. Wenn die Melodie nach dem Inhalt, wie du an­gezeigt hast, variirt wird, so muß es den schönsten Eindruck machen." Es war also nicht, wenigstens uicht nach Zelters Melodie, gesungen worden. Wahr­scheinlich hatte es August in seiner ergreifenden Weise gesprochen. Der Vater war nicht zugegen.

Ist nun das LiedVerschwiegenheit" spätestens im Oktober 1816 gedichtet, so kanu es schon der Chronologie nach keine Andcntnng auf Augusts Verlobung enthalten, die erst am 1. Januar 1817 sich erklärte. Dieselbe Unmöglichkeit be­stünde auch bei der fälschlich angenommenen Datirung vom 1. Dezember. Aber überhaupt kcmu die ganze Deutnng v. LvepcrS vor einer besonneneu Auffassung des Wortlautes des Gedichtes uicht bestehe». Wenn z. B. in der zweiteu Strophe der Ruhm des weltzerstörendeu Krieges der herzerfreuenden Dankbarkeit wegen heimlichen Wohlthuus entgegengestellt und dieser weit nachgesetzt wird, so sieht der neueste .Herausgeber darin eine Beziehung auf Augusts Thätigkeit im letzten Kriege (doch Wohl in den beide» letzten). Aber davon, daß die aus dem Kriege zurückgebliebenen Männer später die von diesem geschlagnen Wuuden heilen, kaun hier nicht die Rede sein, und Goethe würde sich gehütet haben, auf einen August schwer drückenden Vorwurf, den die meisten ihm machten, hinzu­deuten. Aber was die Hauptsache bleibt, das Gedicht ist so durchsichtig klar, daß man eine solche seinen Nerv zerstörende Mißdeutung nicht begreifen würde, ruhte sie nicht auf der thatsächlich falschen Annahme, es sei durch Angusts Auf­nähme in die Loge veranlaßt.

Was endlich das GedichtTrauerloge," in der Oktavcmsgabe letzter Hand mit der nähern Bezeichnung:Der Unvergeßlichen ^ Prinzessin Caroline j von Weimar Eisenach > vermählten > Erbprinzessin ^ von Mecklenburg Schweriu ^ ge­widmet. ^ 1816" betrifft, so crgiebt sich leider aus dem Archiv über diese Trauer- lvge nichts näheres, da die Präsenzlisten vom 1. Oktober bis zum 3. De­zember dieses Jahres fehlen. Der Großherzog dankte in einemNovember 1816" datirten, an einem Freitage geschriebnen Briefe für das Andenken an seineun­glückliche Tochter", die bereits am 20. Januar gestorben war. Der erste