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Der Notstand des Privatkapitals.
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Der Notstand des Privatkapitals. 551

süh.ren lind so das natürliche Verhältnis zwischen Nachfrage und Angebot zu ihrem Vorteile zu stören. So kommt es, daß mit dem an sich nützlichen Spe- kulationshandcl eine Reihe verderblicher Auswüchse verbunden ist, welche manche verleiten, die Spekulation überhaupt zu verurteilen und auf deren Beseitigung oder doch möglichste Beschränkung hinzuwirken. Die unbefangne Betrachtung jedoch wird die Nützlichkeit, ja Unentbehrlichkeit solcher Spekulationen für ein gedeihliches Wirken des Marktes wenigstens so lange nicht bestreiken können, als sich die Spekulation uur mit Kauf und Verkauf wirklich vorhandener Waaren befaßt, d. h. solange ihre Absicht ernstlich nur auf wirkliche» Bezug und auf wirkliche Lieferung von Waaren gerichtet ist, oder anders ausgedrückt so lange der Spekulationskänfer nur mit einem wirklichen Verkäufer uud der Spe­kulationsverkäufer nur mit einem wirklichen Käufer handelt. Solange wird die Spekulation dem Markte uud allen seineu Besuchern Dienste leisten, und die Auswüchse bei dieser Art der Spekulation werden zu ertragen sein. Erst wenn die Spekulanten unter sich in Handel treten, wenn weder die Absicht des Käufers ans Bezug, uoch die Absicht des Verkäufers auf Lieferung der Waare zielt, erst dann beginnt das Verderben, weil nun die Preisbildung ganz un­abhängig von der Summe der Gütererzenguug und der Summe des Bedarfes wird, vielmehr durch ein fremdes und willkürliches Element, nämlich durch das Spiel bedingt wird. Man könnte es nuu freilich den Spekulanten rnhig überlassen, durch Spiel uud Wette ihr Vermögen zu verlieren oder reich zu werden, wenn sie es außerhalb des Marktes thäten und wenn ihr Spiel nicht die Wirkung hätte, den Preis auch für die ernstlichen Käufer und Verkünfer zu bestimmen und diese somit in den Strudel ihres Spieles zu verwickeln. In­sofern ist daher die Spekulation das Verderben des Marktes, der Feind sowohl der Produzenten als der Konsumenten, der Arbeit wie des in der Produktion angelegten Kapitals.

Diese Erörterung über den Markt für Sachgntcr schicke ich voraus, weil sie die Schilderung des Kapitalmarktes, der Börse, erleichtert. Denn beide be­ruhen auf dem gleichen wirtschaftlichen Bedürfnis, bewegen sich parallel ans denselben Bahnen, haben die gleichen Funktionen und leiden an gleichen Schäden, wenn anch an der Börse ein nenes Phänomen, das Großkapital, zu­tage tritt.

Der Geldmarkt, die Börse, wird erst auf einer höheren Kulturstufe Be­dürfnis, wenn ein Volk größere wirtschaftliche Erfolge hinter sich hat, wenn namhafte Überschüsse vorhanden sind und das Bedürfnis erwacht ist, dieselben nntzbringcud in der Güterprodnktion (als Kapitalien) anzulegen. Alsdann ent­steht, wie bei den Produzenten und Konsumenten der Sachgüter, ein Verhält­nis des Aufsuchcus zwischen Angebot und Nachfrage und damit das Bedürfnis einer Stelle, wo diejenigen, welche Geld anszuleihen wünschen, mit denjenigen, Vielehe solches entlehnen wollen, zusammentreffen; diese Stelle ist die Geld-