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Lin llnoxf von Goethe.
im „Armen Heinrich" zwar beibehalten, aber auf einen rein menschlich rührenden Stoff angewandt hat, giebt diesem Gedichte seine eigentümlich bevorzugte Stellung im Kreise seiner und der mittelalterlichen ErzählungStnnst überhaupt.
Marburg i. H. Max Koch.
Sin Knopf von Goethe.
eun ich einen Knopf von Goethe einmal zufällig bekäme, ich glaube, ich würde ihu aufheben — wer von Gebildeten würde das nicht thun? — und vielleicht sorgfältig, vielleicht heilig aufheben, würde ih» mit Vergnügen, vielleicht mit Wichtigkeit zeigen, würde mir wohl auch gegen Spott, der zu erwarten wäre, Waffen zurechtlegen — das wäre eine schöne Aufgabe, sie konnte mich zur Ausführung reizen auch ohne den wirklichen Knopf. Ich weiß das ja nicht sicher, da ich eben keinen habe, aber ich kann mirs so lebhaft denken, daß es mir so ergehen würde, nud wahrlich, der besessene Knopf von Goethe ist mir unter der Hand schon wie ein wirklicher geworden!
Aber — ist er, wäre er wirklich von ihm? Nicht von irgend einem Alltagsmenschenlinde? Allenfalls von einem Schreiber von ihm? Dann hätte ihn Goethe Wohl aber wenigstens gesehen, wenigstens einmal mit den Augen gestreift — aber wer beweist oder bewiese dies oder jenes? Er müßte von einem Manne oder einer Frau herrühren, die ihu etwa von einem abgelegten Rocke oder einer Weste (warum nicht im Notfall "auch von Beinkleidern?) an sich genommen hätte als Andenken. Hat man doch von Schiller eine ganze Weste im Schillerhanse in Gohlis mit einer ganzen Garnitur von Knöpfen, warum nicht vvu Goethe eineu Knopf?
Und Goethe hat doch sicherlich auch Knöpfe an sich getragen, viel mehr als Schiller — wie viel? Die Frage ist wohl uoch nicht aufgeworfen, nicht einmal von Düntzer — sie wäre aber nicht ganz gleichgiltig, denn in dem Maße, wie die ermittelte Zahl der von ihm getragenen Knöpfe wüchse, wüchse auch die Möglichkeit, daß der betreffende Kuopf ein Goethe-Knopf wäre; ist das nicht statistisch logisch sicher? Statistik und Logik aber sind die allcrsichersten, wo nicht die einzig sichern Werkzeuge zur Constatirung eines Satzes, den einer angezweifelt; das ist ja eine der glücklichsten Errnngenschaften der Jetztzeit, die