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Wahlen und Parteien in Frankreich.
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Wahlen und Parteien in Frankreich.

ihrem Zusammentritt, demgroßen Ministerium," das jener aus seineu ver­trautesten Jüngern zusammengesetzt hatte, feierlich ihren Segen zu erteilen. Aber die Herrlichkeit währte uur wenige Wochen. Gambetta hatte sich, von den Wolken des Weihrauchs verblendet, der unablässig vor ihm angezündet wurde, Täuschungeu über seine Macht hingegeben und übersehen, daß außer deu Herreu, die er zur Mitregierung berief, andre dawaren, die auch etwas zu bedeuten überzeugt waren und auch etwas werden wollten. Er glaubte, als er mit einem ganzen Arm voll Ncformpläne einschneidendster Art die Tribüne bestieg, der Unterstützung der gesamten republikanischen Seite des Abgeordnetenhauses gewiß zu sein, und hatte in Wirklichkeit, als es zur Probe seiuer Nechnuug kam, nur eiueu mäßigen Teil jener Seite um sich. Die cmderu Mitglieder der Kammer sammelten sich in gegnerische Gruppen, und diese schlössen sich dann allmählich zu gemeinsamem Widerstände gegen seine Absichten zusammen eine Haltung, die im Elhsee, wo man das selbstbewußte und gebieterische Wesen des Premiers selbst- verständlich nicht mit Befriedigung empfand nud seinen Ehrgeiz zu fürchte» hatte, mit stillein Wohlgefallen betrachtet wurde. Die Opposition war in ihren Zielen noch unklar, und ihr Zusammenhang war noch nicht fest geworden, als Gam­betta den zweiten Mißgriff beging, indem er sich mit Ungestüm auf die noch schwankende Masse warf und sie zwingen wollte, vor ihm die Waffen zn strecken. Wie mit einem Machtspruche mutete er deu Gegnern eine dreifache Revision, eine Reform des Senates, der Präsidentschaft und der Kanuner selbst zn, bei welcher sein persönlicher Wille die Grenze bilden sollte, und das war zu viel auf einmal verlangt und gewagt. Er begegnete einer Weigerung, blieb in der Minorität und mußte vom Ruder zurücktreten. Mit etwas mehr Geduld Hütte er die Opposition teilen und die eiue uud die andre Gruppe derselben seiner Gefolgschaft angliedern können, die allem schon zwar uicht die Mehr­heit, wohl aber den Schwerpunkt der Versammlung darstellte. Aus letzterm Gruudc war denn mich das Ministerium Freyeinet, welches der Präsident dem großen Ministerium mit deu: kurzen Atem folgen ließ, nicht auf die Dauer lebensfähig, und zwar kam dazu, daß eins der Glieder desselben, Ferrh, sich insgeheim den Gambettisten zuneigte uud für deren Rückkehr zur Regierung wirkte. Diese Thätigkeit ließ Ferrh, als Gambetta starb, als gegebnen Führer der opportunistischen Partei erscheinen, nnd nachdem Duelerc ein paar Monate die Staatsgeschäfte als oberster Leiter besorgt hatte, gelangte jener auch zum Posten des Premiers, und mit ihm befanden sich die Gambettisten wieder im Besitze der Gewalt. Als Minister hat Ferrh mir das betrieben uud ausgeführt, was der Rat der Epigonen Gambettas beschlossen uud dessen Organ, die ^vvuMauo l^ueMö, empfohlen uud gefordert hatte, uud da jene Beschlüsse und diese Forderungen immer nach den Grundgedanken fvrmulirt waren, die Gambetta seiuer Schule gewissermaßen als Erbschaft hinterlassen hatte, so ist Ferrh als dessen Testamentsvollstrecker zu bezeichnen. Er hat in dieser Eigen-