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Johannes Bugenhagen und die Reformation in der Stadt Braunschweig : zum 24. Juni.
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<>63 Johannes Bngeichagen und die Reformation in der Stadt Brannschweig.

der Kirchen von allem, worin er Überbleibsel des papistischen Aberglaubens und Götzendienstes erkannte. , , . Was irgend der Strenge evangelischer Erkenntnis znm Anstoß werden konnte, Altäre, Lichterkrvnen, Tafel- nnd Steinbilder nun ward es vollends bis auf wenige unscheinbare Neste beiseite geschafft. Freilich nicht mit ungeteilter Billigung. Auch unter den Liebhabern des Evan­geliums meinte schon derzeit gar mancher, dies nnd das von diesem Erbe der Frömmigkeit langer Jahrhunderte dürfte wohl ohne Schaden, jn zur Förderung der Andacht unangerührt bleiben; einzelne sogar, daß man die Kirchen am allerbesten iu ihrem dermaligen Zustande beließe. Andrerseits aber war nicht zu leugnen, daß solcher Zierrat die Gotteshäuser stark beengte, in denen ohne­hin schon nicht Raum genug war für die Gemeinden, welche nunmehr in un­gleich größerer Zahl als vordem Verlangen nach Predigt nnd Sakrament trugen, und dieser Augenschein gab denjenigen Recht, die mit Bugeuhageu auf einer gründlichen Anskehr bestanden und die Oberhand behielten. Daheim dann war­teten seiner noch mancherlei andre Verrichtungen. Bis spät aus den Abend ward es in seiner Herberge nicht leer von Männern nnd Franen, welche seines geistlichen Rates begehrten. Am meisten wurde er derart um Ehesachen in An­spruch genommen. ... Zu alledcm dann vielfältige Beredungen mit den Prä- dikanten und den Vertrauensleuten des Rates über all die zahlreichen Punkte, welche für die gewollten neuen Ordnungen der Kirche in Betracht kamen, und endlich nicht das leichteste von dem, was ihm oblag die schriftliche Abfassung der vereinbarten Normen, ihre Begründung, Erläuterung, Recht­fertigung gegenüber den Anfechtungen der Bekenner des Alten nnd der neu- aufschwärmenden Rottengcister, wie dies alles am Ende die fertige Kirchenord­nung in sich begriff. Die Bedenklichen durften in der That wohl zweifelnd fragen, wie er soviel Geschäfte in der Frist, die ihm von Wittenberg her ge­setzt war, gehörig beschicken wolle. Bngenhagen jedoch brachte es fertig und fand überdies immer noch die Mnße, all den Gastmählern Ehre anzuthun, zu denen die Vornehmen ihn häufiger baten, als ihm lieb sein mochte. Daß er sich bei solche» Gelegenheiten mit Würde als ein fröhlicher Tafelgcsell zeigte, war nicht die letzte unter den Gaben, die je länger je mehr ihn in dieser um ihrer phäakischeu Geselligkeit willen in alter Zeit vielgepriesenen nnd mehr noch verspotteten Stadt die Herzen gewannen, seiner anfänglichen Widersacher nicht weniger als seiner Gönner von Haus aus."

Ich habe geglaubt, diesen Abschnitt meiner Vorlage unverkürzt wiedergeben zu sollen, weil mir in dieser detaillirten Schilderung von Vugenhagens Thätig­keit für unsern Zweck kein Zug nebensächlich erschien. Sie zeigt nebenher, wie trotz des Gegensatzes gegen die Bilderstürmer, der auch in dem Abschnitte der OrdnungVan den beiden" sorglich betont wird, doch praktische Rücksichten und das eifrige Bestreben, einer Wiederkehr oder heimlichen Fortübung papisti­schen Wesens in den reformirten Kirchen nach Kräften vorzubeugen, über alle