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Goethe und Levezow : nebst ungedruckten Briefen Goethes.
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Goethe und Levezow.

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gesetzt hat. Die Feier, welche das ganze gebildete Berlin vereinigte und anfs glänzendste verlief, wurde durch Mendelssohns Trompeten onvertüre iu L eröffnet, dann folgte eiue Festrede uud hierauf die fünf Viertelstunden andauernde lyrisch­musikalische Dichtung. Dieselbe beginnt mit ciuem Preise Nürnbergs, rühmt Dürers Naturstudium, sein ausgebreitetes Wissen, seinen zähen Fleiß, seine viel­seitige Fähigkeit, zu charakterisiren, und verweilt länger bei den weihevollen Dar­stellungen aus der heiligen Geschichte, auf deren vorzüglichste im einzelnen hin- gewiesen wird. Beim Anblick dieser Werke fühle das reuegcquälte Herz deu Trost der göttlichen Gnade; Dürer sei der würdige Freund. Strebens- und Zeitgenosse Raffaels. uud mit schwungvollen Versen werden das große Jcchr- huudert und die Göttin der Malerei gefeiert. Die Dichtung atmet echte Be­geisterung und ist als durchans zweckentsprechend und wohlgelungen zu be­trachten.

Von den größcrn Werken Levezvws sind zwei fünfaktige Dramen unter dem deutlichen Einflüsse seiner klassischen Studien entworfen und ausgeführt worden. Das erste handelt von Jphigeniens Opferung, das zweite vvu der Heimkehr des Odysfeus. DieJphigeuia in Aulis" ist bcsvuders geeignet, das dichterische Vermögen unsers Verfassers genauer erkennen zu lassen, denn eiue Leistung wird immer dann besser gewürdigt werden, wenn man sie mit andern ähnlichen vergleichen uud sie hierdurch in einem größern Zusammcuhauge er­blicken kanu. Es ist in der That eine reizvolle Aufgabe, zu verfolgen, wie ein klassischer Vertreter der griechischen und französischen Literatur uud wie ein Schüler uud Zeitgenosse der klassischen Dichter Deutschlands denselben Gegenstand behandelt haben. Es soll daher hier zunächst der Juhalt des Levezowschen Dramas erzählt und svdaun die Würdigung desselben mit einein Vergleich des Euripideischen nnd Raeincschcn Meisterwerkes verbunden werden.

Der erste Akt zeigt uns die Verzweiflung der griechischen Heerführer über die andauernde Windstille, welche die Schiffe in Aulis zurückhält. Agmnemnon hat Kalchas beauftragt, den Grund, weshalb die Götter zllruen. zu erforschen; er schwört zur Sühuung des Frevels alles zu thun, muß aber bald von dem Seher erfahren, daß durch seine eigne Schuld das Unglück veranlaßt worden sei: er habe einst in Dianens Hain eine der Göttin geweihte Hindin getötet und sich gerühmt:Diana selbst würd' sichrer nicht den Speer geworfen haben." Hierüber erzürnt, habe die Göttin Rache vou Zeus erfleht, wodurch nun das ganze Griechenheer leide. Als Sühne aber fordern die Götter durch Kalchas' Mund die Opferung der Jphigenie. Natürlich herrscht allgemeiner Jammer, aber alle Helden, mit Ausnahme des Achill, drängen den König, das Un­vermeidliche zu thun; dieser aber, anfs tiefste ergriffen, kaun sobald den furcht-

') Das Werk befindet sich in Mendelssvhnö ungedrncktem Nachlasse. Über die Aufsicht rung vergl. S. Hensel, Die Familie Mendelssohn 17291847, S. Auflage, 1, S. 179 f.