Die Mode im alten Griechenland.
461
Weniger gut als im Schnitt läßt sich der Wechsel der Mode auf den Bildwerken in Bezug auf Farben, Muster und Stoffe verfolgen. Ob gewisse Farben vorübergehend besonders beliebt gewesen seien, können wir aus den monumentalen Quellen selbstverständlich garnicht entnehmen, und auch die literarischen geben uns darüber keinen Aufschluß. Was die Muster anlangt, so treten hier allerdings wiederum die Vasenbilder als Zeugen ein. Wir ersehen daraus, daß vornehmlich die ältere Zeit bunt gemusterte Stoffe, entweder mit rein ornamentalein oder auch mit figürlichem Muster, sehr liebt. Ganze figurenreiche Szenen, in Buutwirkerci oder Stickerei hergestellt, werden zur Kleiduug benutzt, wobei ebenso, wie die Dekoration an Gefäßen und andern Geräten der ältern Kunst, die Anordnung in Reihen bevorzugt wird. Es begreift sich dies übrigens, wenn man erwägt und auch an den Darstellungen selbst beobachtet, daß eben jene alte Klcidertracht den Faltenwurf wenig oder garnicht kennt; da sowohl der Chiton als der Mantel ganz straff um den Körper herumgelcgt sind, so können auch die figürlichen Szenen vollständig dabei zur Entfaltung kommen und ohne Entstellung durch Falten oder Brüche gesehen werden. Auch die rein ornamentalen Muster sind sehr häufig und zeigen große Mannichfaltig- kcit und Abwechslung, dagegen nur selten wirklich schöne Motive; besonders beliebt sind Schachbrett- und Nantenmustcr. Mit der Veränderung der Tracht wird auch der Gebrauch der gemusterten Stoffe ein andrer. Für religiöse Gewänder, für Kultus-, Fest- nnd Schallspielertracht behält man zwar die buntgestickten Stoffe bei; dagegen nimmt die Musterung im gewöhnlichen Leben nicht bloß bei der männlichen, sondern auch bei der Frauentracht mehr und mehr ab oder wird, gegenüber der reichen, die eigentliche Grundfarbe des Kleides fast ganz verdeckenden Hülle der Ornamente in der älteren Mode, auf ein bescheidenes Maß zurückgeführt. Es gilt das namentlich (vergl. Helbig a. a. O. S. 153) von dem in freien Falten brechenden Chiton, während die wenig oder gar keine Falten werfenden, der ältern Bekleidungswcise sich nähernden Chitone, denen wir mitunter auch später noch auf Vasen begegnen, ein energischeres Muster anfweisen. Das gleiche gilt von den Himatien, welche auch später noch, als man sie nicht mehr brcttartig steif wirkte nnd faltenlos über den Rücken hängen ließ, sondern in reicherem Wurf sich umlegte, auch in klassischer Zeit häufig mit reicher Wirkerei verziert waren, was Helbig gewiß mit Recht darauf zurückführt, daß mantelartige Kleidungsstücke in loserer Beziehung zu dem Körper stehen, und demnach die Beifügung eines den Eindruck der Formen abschwächenden Musters minder störend wirkt als beim Chiton. Immerhin sind auch solche bnntgemnsterte Mäntel jedenfalls Ausnahmen und Luxuskleider gewesen; die Mode der bestell Zeit zeigt auch darin ihren klassischen Schönheitssinn,' daß sie Chiton nnd Mantel wesentlich aus einfarbigen Stoffen herstellt nnd dafür an den Säumen und Borten Ornamente, welche meist von außerordentlicher Schönheit und dabei edler Einfachheit sind, anbringt; diese