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Analekten zur Geschichte der neueren deutschen Kunst : 3. Chodowiecki an Nicolai.
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Analcktcn zur Geschichte der neueren deutschen Kunst.

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pnishn'il 6ei'it äss livrsg ooukro 1» liolission, st Vons 1s8 orno/. äs Vos sstNNi>os. Ich habe ihm hierauf nicht geantwortet. Ich nahm Ihren Sebaldus zur L>and las ihn vom Anfange bis zn Ende, und zeichnete mir alle Stellen an, wo ich etwas fand, das zu Erlangung der Vertragsnmkeit zwischen den Predigern und andern Glieder der verschiedenen Religions-Partheyen dienen sollte, um ihm zu zeigen, daß dieses ihr eigentlicher Zweck bey dieser Arbeit gewesen sey. Ein ein­ziger Artikel fiel mir auf, den ich unschicklich fand, der vom blauen Lamme.^) Die Vergleichuug Christi mit eiueiu Lamme kömmt schon in den Propheten vor, und ist in den Lutherischen Liedern nur zu sehr gebraucht worden. Dieser Einfall wird wohl allen frommen Leuteu, besonders den Lutheranern, ärgerlich seyn, nnd er schien mir etwas schwer zu vertheidigen.

Ich habe auch gehört, daß in einem Journale, ich weiß nicht, in welchem? einen: Receuscuten es befremdet hat, daß ich mich niit Verzierung dieses Werkes abgegeben hätte. Darüber würde ich doch lachen, wenn ich mich überzeugen könnte, daß ich mit gutem Gewissen für diesen letzten Theil, so wie einst, die Knpfcr machen könnte. Ich halte dafür, daß in allen Sachen, wo man zweifelt, ob mau Recht thut, man zurückhaltend seyn muß.

Ich gestehe, daß mir Ihre Verlegenheit zu Herzen geht; ich wollte Ihnen gern helfen, wenn ich könnte; aber wenn ich auch bey Ihnen für abergläubisch ge­halten werden sollte, so sehr mich das betrübe» würde, kann ich doch nicht; Berlin, den 8tm März, 1776.^)

D. Chodvwiecri.

Nicvlai that hierauf C. den Vorschlag, über seine Zweifel einen noch jetzt lebenden französischen Prediger in Berlin, der vermuthlich C.'s Beichtvater war, zu Rath zu ziehen, und dieß that er auch. In einem Billet vom 12te» März I^1776j meldete C. ihm, daß er mit dem Prediger sBoqnctj gesprochen habe, uud daß dieser zwar weniger Gefahr bey der Sache sehe, als C., indessen doch manche Stellen der Handschrift so anstößig finde, daß er deren Abänderung für nöthig halte. Diese Stellen zeigt C. an, und da N. sich zu deren Abänderung, z. B. eingeblasen" ineingegeben" versteht, so erklärt sich C. anch bereit, nunmehr die Kupfer sogleich zu entwerfen.

v. Göckingk.

Chodvwiecki hat wvhl hier diejenige Szene im zweiten Bnnde vor Augen, wv der Pietist mit dem Sebaldus Nvthaukcr nach Berlin kommt, empört über die vergnügungs­süchtigen Weltkinder, die am Sonntag spazieren gehen, an ihnen BekehrungSversnche anstellt. Endlich, heißt es daselbst, gericth er sdcr Pictistj an einen Kerl, der... ein Schlächter oder Gerber sein konnte."Mein Freund, redete er ihn an, er gehet, um sich die Zeit zn ver­leiben, o! wenn er wüßte, wie wohl dem ist,

Der da seine Stunden In den Wunden

Des geschlacht'cn Lamms verbringt. Herr, sagte der Kerl mit starren Augen, was kann mir das helfen, ich bin vorigen Sonntag un Lamme gewesen, aber das Bier war sauer." Scl>. Nothanker ZI, S. 28. Chodvwiecki hat diese Szene selbst sür die Darstellung ausgewählt. Engelmemu S. 8S, Nr. 129.

**) DaS Datum ist im Original von andrer jNieolais?! Hand über die letzte Seite des Briefes geschrieben; Göckingk fügte Berlin hinzu.

***) In der ersten Auflage des 3. Bandes S. 60 stehteingehaucht."

Grenzbvtcn I. 1835, 53