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Analekten zur Geschickte der neueren deutschon Kunst.
fels") schrieb von der Bibel, ist übertrieben, sonst müßten die Mahometailer auch ihre Lehre darin finden. Freilich kann man mehr glauben, als darin steht, und auch weniger, wenn man das verwirft, was Einein nicht ansteht.
Glitt hat seit den Tafeln auf Sinai keine Offenbarung unmittelbar gegeben. Woher ist denn die Lehre Christi gekommen, dem Sie doch die Gottheit nicht absprechen? Er hat sie jn unmittelbar gepredigt. Hier setze ich mich an die Stelle so vieler jungen Leute, die Ihr Buch lesen, und schon einen Hang zum Unglauben mitbringen, uud bete mit frohem Herzen nach: Gott hat sich der Einsichten guter Leute bedicut, welche Bücher geschrieben haben, die durch verschiedene Vorfälle den Menschen wichtig geworden sind. Also war alles, was vorher gesehen war, nämlich die Zukunft Christi auf Erdeu, um die Menschen den Willen Gottes besser zu lehren, als vorher geschehen war, ihnen das vollkommenste Beyspiel eines guten Menschen zu gebeu, ciuigc Menschen zum Fortpflanzen seiner Lehre vorzubereiten, für alle zu sterbeu, um thuen, wenn sie sonst Gutes thun wollen, die Seeligkeit zn erwerben: Alles dieses wäre also unnöthig gewesen. Die Ausgießnng des h. Geistes am Pfingstfest, wäre anch nicht nöthig gewesen, und doch sind dadurch diese Guten eigentlich zu ihren Einsichten gekommen. Oder alle diese Sachen sind nicht wahr. Dieß schließe ich, wenn mir weiter nichts gesagt wird, als daß Gott sich der Einsicht dieser guten Leute bedient habe.
Um nuu aus diesen Schriften seine Pflichten kennen zu lcrueu, braucht er nicht viele Betrachtungen im Schließen. Der gemeinste Mann, (uud man sieht oft, daß dieser es nm besten thut) kann es. Ich habe oft, da ich uoch Dinere bey unsrer Kirche war/"") bey den ärmsten und gemeinsten Leuten die besten Christen gesehen, uud besonders auf dem Sterbebette im Hospital. Ich habe ein junges melancholisches Frauenzimmer von guter Familie gekannt, das niemand besser trösten konnte, als die Frau des Kutschers.
Diese armeu Leute verstehen in diesen Büchern nichts, als was ihnen nützlich ist. Was sie nicht begreifen können, das können fie mich zu ihrer Besserung im Leben, zu ihrem Troste im Tode, uud zu ihrer Seligkeit entbehren. Die aber alles erklären wollen, so dunkel es auch sein mag, die müssen nothwendig in ihren Erklärungsarten sehr verschieden seyn; aber es sey. Wenn sie nur das eigentlich nothwendige verstehen und befolgen, so hat es keine Noth nm sie, uud es ist gleich viel, von welcher Seite sie die Hieronymische Perle ""^) durchbohren.
Die heiligen Bücher sollen Allen Quellen der Wahrheit seyn. Sagt man ihnen aber nicht erst wie diese Bücher entstanden sind, so werden sie bey der erstell Gelegenheit, wo ihr Interesse oder ihre Leidenschaften eS verlangen, das Buch zumache», und sich befriedigen.
heiligen Bücher, ganz unmittelbar, und übematiirlich, eingehaucht. Es sind Bücher, welche zu schreibell, hat müssen Vernunft angewendet werden, und zum Lesen und Verstehen, gehört auch Vernnnft."
*) Ebda. S. 60: Samuel Werenfels . . . schrieb in seine Bibel:
Ilio Ubvr ost, irr gno sn«. growrit ÄogmstN, iMKguo; Invvnit st peu'itsr <IoUUnt»>> guisgns sns» Chodowieeti hielt sich zur frnnzösisch-refvrlicirten Gcmeillde; Diacre bedeutet hier so- viel als Kirchenvater oder Almosenpfleger. (Anmerkung Göckingks.)
***) III, S. 61 u. 62: „Der heil.'Hierouymus hat schon gesagt: »Das Wort Gottes ist eine Perle. Ja wohl, eine Perle! Denn gleich wie die Künstler die Perlen wo es ihnen gutdünkt, durchbohren, so haben alle Sekte» Gottes Wort, «ach ihrem Sinne ausgelegt, uud es, wie Perlen, ans den senden ihres Lehrsystems qereihet.«"