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Zur Lutherliteratur.
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Zur Lutherliteratur.

wenige andre, unter denen nur noch die von dem verstorbenen Plitt namhaft gemacht werden soll.

In allen diesen Werken zeigt sich aber das Bestreben, die Persönlichkeit Luthers mehr als bisher durch Zurückgehen auf seine unmittelbaren Äußerungen, wie sie in seinen Schriften, seinen Reden und Briefen vorliegen, unsrer Zeit nahe zu bringen, indem sie Luther gern in seinem geliebten Deutsch reden lassen. Dadurch ist aber auch das Interesse an seinen Werken und an den Aufzeich­nungen seiner nicht für die Veröffentlichung bestimmten Äußerungen gewachsen, und iu gleicher Weise ist auch den Veröffentlichungen einzelner Schriften oder ganzer Sammlungen, die den Zweck haben, ein Bild von der Vielseitigkeit Luthers durch eine zweckentsprechende Auswahl aus seinen Schriften zu gebeu ein ganz besondres Interesse zugewandt worden, sowohl von den sachkundigen Schriftstellern wie von dem kaufenden Publikum und den dieses Interesse be­nutzenden Buchhändlern.

Von diesem Teile der Lutherliteratur, die uns die Lutherfeier des Jahres 1883 gebracht hat, sind wohl zu unterscheiden die Veröffentlichungen lutherischer oder auf Luther bezüglicher Schriften, welche ausschließlich die wissenschaftliche Erforschung seines Lebens und seiner schriftstellerischen wie kirchengeschichtlichen Bedeutung zum Zweck haben. Der Erforschung von Luthers äußeren Lebens­gange und seinem Auftreten in dem Nahmen der politischen Geschichte Deutsch­lands dienen z. B. Th. BriegcrsQuellen und Forschungen zur Geschichte der Reformation," wie auch die nicht gerade zur Verherrlichung Luthers unternom­menen NormniontÄ rokorinMoniL Imt,u<zrana<z ex tg-bulariis 8. Loäis sverotis (15211525) des frühern vatikanischen Unterarchivars Balan diesem Zwecke dienen müssen. Unter den Veröffentlichungen dagegen, welche die literarische Bedeutung Luthers und seine Einwirkung durch Schrift und Wort auf seine Zeit erkennen lassen, steht die durch Munifieenz der königlich preußischen Re­gierung ermöglichte und durch H. Kuaccke veranstaltete würdige Gesamtausgabe der Schriften Luthers sicher die bedeutendste aller Gaben, die die Jubelfeier hervorgerufen hat ^ obenan.

Eine solche auf wissenschaftlicher Grundlage beruhende Gcsamtsausgabe war ein dringendes Bedürfnis geworden. Denn während noch die Walchsche Ausgabe (Halle, 174053) wegeu Maugels an Rechenschaft über die Quellen und vieler einzelnen Willkürlichsten und Nachlässigkeiten zu wissenschaftlichen Forschungen nicht verwendbar ist, so kann doch auch die zu Erlangen und Frankfurt iu den Jahren 1862 1873 erschienene Ausgabe, welche Luthers deutsche Schriften in 67 Bänden (einzelne, wie die Predigten in 20 Bänden, bereits in zweiter Auflage), seine lateinischen in 33 Bänden umfaßt, noch nicht allen Anforderungen genügen, weil das benutzte Textmaterial unzureichend war, wenn­gleich da, wo es geschehen konnte, die ältesten Texte zugrunde gelegt und ver­glichen worden sind. Wer im Luthcrmusenm zu Wittenberg Gelegenheit gehabt