Die Uoimnilitouen.
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lustige» zum Frühschoppen, welchem deuu auch die größere Anzahl der Fcst- brüder mit Beharrlichkeit bis gegeu ein Uhr oblag, sehr zum Nachteil ihres Festanzuges. Es sei nur angedeutet, daß man später einige mit schicfsitzcnder meißer Binde, hervorguckendem Frackheukel und ungestriegcltem Hute durch die Straßen eilen sah, verspätete Festgenvssen, denen man anmerkte, sie ärgerten sich über sich selbst. Der Frühschoppen hatte aber wenigstens das Dcmlensmerte mit sich gebracht, daß durch ihn den Kommilitonen Gelegenheit zu längerer zwangloser Aussprache und dem „blassen Heinrich" zur Stoffsammlung für den Abend- vvrtrag gegeben worden war.
3.
Das Mittagessen in dem Gasthanse zur „Krone" ging in einer für die Verhältnisse der Kreisstadt großartigen Weise vor sich. Die Vorbcreitnngcu erschienen gelungen und alle Ansprüche zufriedenstellend. Selbst die Schwierigkeiten in der Verteilung der Tischplütze wurden überwunden. Man war nämlich zuletzt dahin übereingekommen, die Einrcihung nach Jahrgängen zu vollziehen, was auch eine malerische Abwechslung erzeugte; die zugeknöpften geistlichen Herren saßen unter Laienbrüdern, Offiziere unter Zivilisten, und das Doppeltuch der Militärs svwie einiger in Uniform erschienenen Zivilbenmten schuf ein buntes Gesamtbild.
Die Stimmnng an der Tafel war eine festliche, der Regierungspräsident brachte den Kaiscrtoast aus, indem er mit erhebenden Worten den Schirmherrn der Lehranstalt feierte; in die begeisterten Hochrufe fielen Fanfaren ein, die dann überklangen in das „Heil dir im Siegerkranz," dessen ersten Vers die Festgesellschaft stehend absang.
Dein Programm gemäß kam daun, nachdem einige Gänge der Speisekarte erledigt waren, ein Oberlehrer des Gymnasiums an die Reihe, der die Gäste zu begrüßen hatte. Seine Rede mar inhaltsvoll, aber für den vorgesteckten Zweck zu lang. Als Historiker von Fach flocht er eine Fülle fleißig zusammengetragenen geschichtlichen Stoffes ein, den er bis aus den Zeiten der Völkerwanderung herholte. Er legte dar, was alles dafür spreche, daß hier am Orte eine weitvorgeschvbene römische Niederlassung bestanden habe, ging das Mittel- alter durch und schilderte die Zeiten des dreißigjährigen Krieges und ihren Einfluß auf den Musensitz. Daun gaben ihm der siebenjährige Krieg und die französischen Invasionen vvn 1806 bis 1813 reichliche Bcnte für seine Ausführung, die dann endlich in die Grüudungszeit der Schule, das Jahr 1833, auslief, etwa so, wie der große Nheiustrvm in dünnem Wasserlaufe ins Meer mündet.
Nach einigen weitern Tafelgüngen erhob sich der zur Begrüßungserwiederung ausersehcne Festredner, ein Greis in Silbergrnu, der einem der vordersten