Das Publikum,
14!'.
Verhülle mir das wogende Gedränge, Das wider Willen uns zum Strudel zieht.
So läßt er im „Faust" den Dichter im „Vorspiel auf dem Theater" sprechen. Und gar der Direktor in demselben Vorspiel giebt eine noch viel gehässigere Schilderung des Publikums, von dem er doch existirt, und dem um jeden Preis zu schmeicheln er für seine höchste Aufgabe hält:
Bedenkt, ihr habet weiches Holz zu spalten,
Und seht nur hin, für weu ihr schreibt!
Wenn diesen Langeweile treibt,
Kommt jener satt vom übertischten Mahle,
Und was das Allerschlimmste bleibt,
Gar mancher kommt vom Lesen der Journale.
Man eilt zerstreut zu uns wie zu deu Maskenfestcn,
Und Nengicr uur beflügelt jedem Schritt;
Die Damen geben sich und ihren Putz zum Bestell
Und spielen ohne Gage mit.
Was träumet ihr auf eurer Dichtcrhohc?
Was macht ein volles Haus euch froh?
Beseht die Göuner in der Nähe!
Halb sind sie kalt, halb sind sie roh;
Der, nach dein Schauspiel, hofft ein Karteuspiel,
Der eine wilde Nacht an einer Dirne Buseil . . .
Eine ähnliche Ansicht vom Publikum, wie dieser biedere Theaterdirektor, muß Wagner auch gehabt haben, als er für seine Verehrer das Baircuther Zcllen- gefängnis zu bauen beschloß.
Noch grober als Goethe spricht sich der berühmte französische Jambendichter August Barbier über das Publikum aus, allerdings hinsichtlich seines Verhaltens gegen den Staatenlenker, nicht gegen den Künstler.
Das Volk — was ist das Volk? ES ist die Schcnkendirne,
Die, wenn vom Wein das Blut ihr kocht, Sich den zum Buhlen wühlt, der mit verwegner Stirne
Und eh'ruem Arm sie unterjocht, Und die auf ihrer Streu, zum Brautbelt umgewandelt,
Noch keinen: ihre Reize bot, Als nur dem Kühnen, der sie schlägt und sie mißhandelt
Vom Abend bis zum Morgenrot.
Ähnliches wie von Napoleon dem „Großen," den der französische Dichter hier im Auge hatte, hat sich das Publikum auch von Richard Wagner gefallen lassen. Siehe Baireuth! Und ist es diesem merkwürdigen Manne nicht auch gelungen — offenbar der höchste Triumph, den je ein Künstler zn verzeichnen gehabt hat —, eine Kunstgattung populär zu machen, die einzige, die der scharfsinnigen Voltaire für unfähig erklärte, je einen Erfolg zu erringen: 1<z ggnro MMyoux? Ich wollte indessen nicht jedem raten, auf solche napvleonisch-wag/