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Der jüngste Tag :
(Fortsetzung.)
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Der jüngste Tag. 201

Sie thun Ihre Pflicht nicht, sonst würden Sie Ihre Stimme erheben. Die Zeit und die Zeiten und eine halbe Zeit find beinahe vorüber.

Herr Hall war hierdurch ein wenig aus dem Konzept gebracht. Ein Manu, dessen religiöse Unterhaltung einen feststehenden nud herkömmlichen Typus hat, wird stets iu Unrnhe und Verlegenheit sein, wenn er aus feinem Gleise geschoben wird. Und er hatte wie alle andern die Ansteckung mit der Lehre der Adven- tisten empfunden nnd wünschte, sich nicht blvßznstellen. So wendete er sich an <.Nau Auderson. Sie antwortete wie ein Seraph auf alle Fragen, die an sie gerichtet wurden; denn die konventionellen Fragen gehen niemals durch den Panzer eines Heuchlers und wecken niemals das Gewissen eines Menschen, der sich selbst täuscht. Herr Hall wüuschte in seinem amtlichsten Tone (einem Ge- nnsch aus Würde, Feierlichkeit und Heiligkeit) Glück zu ihrer gründlichen Er­fahrung in den Dingen, die ihr ewigen Frieden zn geben bestimmt seieu. Er wgte ihr, daß Leute, die wie sie zu einem so hohen Guadenstande gediehen wären, sich vor geistlichem Stolze zu hüten hätten. Nud Frau Auderson uahm die War­nung mit schöner Demut auf und versank vierzig Faden tief in unverhüllte und ziemlich aufdringlich sich bemerklich machende Bescheidenheit, indem sie feierliche Seufzer ausstieß, zum Zeicheu, daß sie sich selbst tadele, eine Selbsttadeluug, die nicht einmal dnrch die äußerste Haut giug.

Und Sie, Schwester Ann, fuhr Herr Hall fort, iudem er für jetzt Jvuns ^'iseite ließ, ich hoffe zuversichtlich, daß sie Ihr Licht leuchteu lasfeu. Fühlen

daß Sie weiter Vordringen inbrünstiglich auf dem schmalen Pfade?

Die arme Cynthy Ann versank in tiefere Entmutigung, als sie je vorher ^npfnnden hatte, sie fürchtete, daß sie nicht vordringe. Es kam ihr vor, als "b ihr Herz gegen Gott kalt und tot wäre. Es schien ihr, als ob sie die Welt und ihre Lust durchaus uicht aufgebeu könne. Es lag ihr auf der Seele wie eine Felsenlast, uud viel waren der Kämpfe, die sie mit dem bösen Feinde zu bestehen hatte. Nein, ich komme nicht vorwärts, sagte sie,

, Meine teure Schwester, sagte Herr Hall, lassen Sie sich von mir warnen. Hier ist Frau Andersvu, welche die Welt ganz aufgegeben hat. Ich hoffe, Sie werden einem so gnten Beispiele folgen. Lassen Sie sich nicht dnrch weltliche Feiglingen in die Irre leiten, sie werden Ihnen sicher eine Falle stellen. Ich siechte, Sie haben sich Ihre Standhaftigkeit nicht so bewahrt wie Sie sollten.

Hier wanderten die Augen des jungen Geistlichen zweifelhaft zu Jvuas hin, w^' dein er sich eiu wenig fürchtete. Jvnas an seinem Teile hatte keinen Grund, Herrn Hall wegen des Rates, den er Cynthy in ihrer Liebesangelegenheit er- ^t, besonders grün zu seiu, uud jetzt hatten die Lobsprüche, die der Prediger 6'rnll Nnderson gespendet, und seine Verurteilung Cynthy Anns ihn dnrchans wcht in eine Stimmung versetzt, in der man Ermahnungen das Ohr leiht.

Nun denn, Herr Harrisou, sagte der juuge Geistliche, iudem er sich Jvuas ^twn mit der Vorsicht näherte, mit der ein Hund auf eineu Igel losgeht, wie fühlen Sie sich heute?

D ziemlich munter, danke schön. Und wie geht es Ihnen selbst?

Dies brachte den guten Mann ganz ans dein Häuschen und überzengte siw' daß Jonas sich in einem Zustande der äußerste» Gottlosigkeit befinde. '

Sind Sie ein Christ?

Na, ich denke, daß ich einer bin. Wie steht es mit Ihnen, Herr Hall? o Ich glaube, Sie sind eiu Newlight. Nnn denn, glauben Sie an den .s?erru ^esns Christus? fragte der Geistliche iu vernichtendem Tone.

^nniztwum IV.