Die Aonferenzgerüchte und der ägyptische Krieg.
Und nun der Vorschlag einer englisch-französischen Allianz, die ihre Spitze gegen Deutschland richtet. „Nichts ist nützlicher als das Büudnis des Menschen mit dein Pferde," sagte Metternich 1835 zu St. Aulaire, als sie von dem englischfranzösischen Zusammengehen sprachen, „aber man muß der Mensch sein und nicht das Pferd." Wer aber war im Krimkriege der Mensch nnd wer das Pferd? Weiß der Verfasser des Artikels im „Temps" nicht, daß England nnr Bündnisse zn ganz bestimmten Zwecken schließt, die mit seinen Interessen zusammenfallen, uud daß eine Schwächling uud Herabdrückung der Macht nnd des Einflusses Dentschlands, wie sie die Franzosen wünschen, dnrchans nicht im Juteresse der Engländer liegt? „Großes Heil ist der Welt wiederfahren!" rief ein hervorragender britischer Staatsmann, als er den Abschluß des Bündnisses zwischen Deutschland mW Österreich-Ungarn erfahren hatte, uud Euglaud sollte sich gegeu dasselbe mit Frankreich zu alliiren gewillt sein? Eine" dualistische Spaltung Europas, welche die Westmächte als geschlossene Macht der Gruppe der drei Ostmächte gegenüberstellte, würde das politische Gleichgewicht offenbar mehr gefährden als erhalten; es wäre die erste, aber zugleich die bedenklichste Untergrabung der europäische» Fricdeusbürgschafteu, dn es nicht schwer sein würde, als Seele der westlichen Grnppe den Nevauchegedanken zu erkennen. Wolle man in Frankreich doch das Kapitel von der internationalen Klugheit nachlesen. Man wird da finden, daß, während Frankreich mit Nutzen, jedenfalls ohne Schaden alle möglichen Desensivbündnifse abschließen kann, eine Allianz zu aggressivem Vorgehen, an die der „Temps" doch wohl denkt, immer eine sehr bedenkliche Sache für das Land sein würde. Frankreich ist stark und sicher, so lauge Europa uud vor allem Deutschland an seine Liebe zum Frieden glauben kann. Jede Erschütterung dieses Glaubens wurde die vielen Schwächen, mit denen die juuge Republik jenseits des Wasgenwaldes noch behaftet ist, sehr bald hervortreten lasten.
Verständige französische Blätter erkennen das anch an. So sagt im Gegensatz zum „Temps" uud znm „Jonrnal des Dubats," das ähnliches Gerede wie dieser vorbringt, der „National": „Die Chimäre, daß wir nnser Ansehen in der Welt durch diplomatische Allianzen wiedergewiunen könnten, halten wir für den gefährlichsten Irrtum, den wir zn begehen vermöchten. Fürwahr, wenn wir auf irgend ein Land zählen dürfen, weil Gewalt der Interessen, Mißgunst und Haß es gegeu Deutschland treiben, so ist eS Rußland. Aber heute wie gestern weisen wir eiue uumittelbare Verstüudiguug init dieser Macht eiltschieden zrirück; wir haben dem ehrlich gemeinten Entgegenkommen des Generals Stvbelcff so wenig Gehör schenken wollen als den zweideutigen Versprechuugen des Fürsten Gor- tschakoff. . . Warum uns die Häude biudeu? Seitdem die alten monarchischen Traditionen verloren gegangen sind, giebt es besondere Annäherungen zwischen den Völkern nur für bestimmte Fülle und Zwecke... Was Hütten wir hier von England und welche Gegenleistung hätten wir England zu bieten? Wir sehen wohl,