238 Der jüngste Tag.
und selbst die Waffenstillstandsflagge aufzog, kapitulirte er augenblicklich. Wie bei jeder andern Streitigkeit, so griff Frau Anderson auch bei dieser über die Entlassung des „erbärmlicheu uuverschämteu Dutchman" ihren Mann auf allen seinen schwachen Punkten an, und sie hatte den Katalog seiner schwachen Punkte so wohl im Kopfe, als ob sie ihn auswendig gelernt hätte. Dann, wenn er soweit geärgert war, daß er sich ganz elend fühlte, wenn sie ihr Bedauern ausgedrückt hatte, nicht lieber jemand geheiratet zn haben, der ein Herz habe, wenn sie bemerkt hatte, sie hätte das Haus ihres Vaters nicht verlassen sollen, denn ihr Vater wäre immer gut gegeu sie gewesen, und wenn sie ihn an den Freier erinnert hatte, den sie seinetwegen aufgegeben, und wie sehr dieser sie geliebt und wie unglücklich sie diesen gemacht, als sie Samuel Audersvu ihre Liebe geschenkt — wenn sie den Streit so durch alle einleitenden Stadien hindurchgeführt hatte, so steuerte sie schließlich auf ihr Ziel durch einen voux c!« pg-rtiv los und zwar in folgender Weise:
Aber das ist just eure Art! Immer die Art von cnch Mäuucru! Ich glaube, ich muß dir deinen Willen lassen wie gewöhnlich. Du hast mir von Anfang an gezeigt, daß dn der Herr nnd Meister im Hause bist. Ich habe nicht eiumal in Sachen meiner Tochter etwas zu sagen. Aber ich dächte doch, wo ich dir deinen Willen in so vielen Dingen gelassen habe, könntest dn wenigstens diesen Kerl fortjagen. Dn könntest mir iu einer einzigen Kleinigkeit einmal einen Gefallen thnn, nnd dn würdest es, wcnu du dir etwas aus mir machtest. Du weißt doch, wie leicht ich jeden Augenblick an meiner Herzkrankheit sterben kanu, und doch willst du diese Aufregung in solcher Weise verlängern.
Nun giebt es uichts, was eiuem schwachem Mcmue so wohlthut, als wenn er sür stark gehalten wird, uichts, was einen Pantoffelhelden so kitzelt, als wenn ihm die Rolle eines Tyrannen zugeteilt wird. Hört man je einen Manu mit seinem Entschluß groß thun, in seiueu vier Psühleu Herr zu sein, so kann man stets sicher sein, daß er gehorsam das Joch seiner Frau trägt. Ein Pantoffelheld wird immer so thun, als ob er gegeu alles wäre, was uach Erweiterung der Aktionssphäre und der Vorrechte der Frauen aussieht. Ein solcher Mann besteht auf dem Schatten der Autorität, weil er ihr Wesen nicht haben kann. Es ist ihm eine große Genugthuung, daß seiue Frau uicmals Präsident werden und uicmals iu gottesdienstlichen Versammlungen Reden halten kauu. Solauge ihm diese Zeichen der Überlegenheit verbleiben, ist er immer noch iu gewissem Sinue Haupt der Familie.
So geschah es auch hier. Als Frau Audersou ihreu Manu uuterwürfig darau erinnerte, wie sie ihm immer seinen Willen gelassen, glanbte er es ihr, weil er's wünschte, obwohl er sich in diesem Augenblicke der einzelnen Fülle, wo dies geschehe!,, nicht gerade entsinnen konnte. Und da er wußte, daß er uach- gebeu müsse, so zog er es vor, seiue Nachgiebigkeit als einen Akt souveräner Gnade gegen das arme unterdrückte Weib erscheinen zu lasseu, den sie sich erbat.