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Die Konkurrenz um das Reichstagsgebäude.
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die Lesezimmer u's. w. liegen, eine edle Säulenarchitektur. Auf eine reiche Portal­milage ist verzichtet worden. Zwei rundbogige Thüren an den Ecken des Mittel­risalits gestatten den Zugang vom Köuigsplntze ans. Da das Programm aus­drücklich bestimmte, daß der Haupteiugnng nicht an der Seite des Königsplatzes anzuordnen sei, blieb nur die Seite mich der Sommerstraße und nach dem Branden­burger Thor übrig. Ein Teil der Konkurrenten hat gleichwertig behandelte Eingänge nach beiden Seiten hin verlegt, ein andrer Teil hat die Seite nach dem Brandenburger Thor bevorzugt. Zu diesen gehören auch Ende und Boeck- mann, welche hier einen großartig kompvnirten Triumphbogen mit drei Eingängen in die Fahnde eingefngt haben. Der mittlere, zugleich der höchste dieser drei Zugänge ist mit drei niedrigen Einbauten versehen worden, welche freilich den imposanten Tvwleindrnck benachteiligen, aber praktisch nicht zu umgehen waren, nm Zugluft, Regen u. s. w. vou den Eintretenden fernzuhalten. Ganz originell ist die Fayade nach der Sommerstraße zu gestaltet worden. Hier haben die Künstler nämlich einen uach vorn geöffneten Hof, eine «our <Z'uomi<mr, angelegt, wie sie dem frauzösischen Pnlasttypus geläufig ist. Diese Anlage bringt ver­schiedene Vorteile mit sich. Der Hof soll als Einfahrt für deu kaiserlichen Hof, die fremden Fürsten, die Diplomaten n. s. w. dienen, zugleich aber auch die Räume für den Reichskanzler, die Bundesratsmitglicder, deu Präsidenten und das Bnrenu von dem Geräusch der Straße scheiden. Hauptsächlich aber gewinnt die ganze Fayade deu Vorzug einer energischen Gruppirung. Während fast in allen Entwürfen die Fa?ade an der Svmmerstraße ein schwaches Echo derjenigen des Königsplatzes ist, haben Ende und Boeckmmm durch die Einordnung des Hofes nicht nur das Mittel zu einer äußerst malerischen Gesauuutdispvsition gefunden, sie sind auch zugleich die einzigen, welche alle vier Fahnden verschieden­artig gestaltet haben.

Die unglückliche Programmbestimmung, welche die Anlage des Hauptcin- gangs vom Königsplatze verbot, hat Kayser und v. Grvßheim zu eiuer Maß­nahme veranlaßt, die deu einzigen wirklich anfechtbaren Punkt ihres Entwurfes bildet. Sie glaubten, jene Bestimmung dahin interpretiren zu müssen, daß sie am Königsplatze überhaupt keinen Eingang anlegten, und den Hnuptzugang an die westliche Seite der Fnyade nach dem Brandenburger Thor verwiesen. Ob- wvhl an der entsprechenden Stelle des östlichen Teils ein Risalit angebracht ist, dessen hochaufstrebeude Säulenarchitektur mit dem römischen Triumphbogen der Ostseite korrespvudirt, so bleibt doch der Eindruck des Unsymmetrischen. Hat man sich aber einmal erst über denselben hinweggesetzt, so wird man durch die wahrhaft glänzende Disposition der Räume überrascht, welche in gerader Flucht hinter dem Hnnptcingange liegen. Vorhalle, Treppenhaus und Haupthallc, die vor dem Sitznngssaale liegt, vereinigen sich zn eiuer Perspektive von großartiger Wirkuug. Sowohl der Sitzungssaal wie die prächtige Halle davor sind von je einer Knppel überdacht, einer größeren, oben spitz abschließenden, und einer kleineren, die von einer schwebenden Friedensgöttin gekrönt wird. Hier wird die Wirkung der großen Knppel keineswegs durch die kleinere beeinträchtigt. Da der Sitzungssaal nicht im Zentrum, sondern mehr nach der Svmmerstraße zu liegt, würde die Hauptkuppel vom Königsplatze aus, sofern man nicht einen etwas weitereu Staudpnnkt wählt, in der Verkürzung erscheinen und dadurch einen unvollständigen Eindruck machen. Durch die vorgelagerte kleinere Kuppel wird aber selbst aus größerer Nähe dieser Übelstand verdeckt. Um den uutereu und oberen Kranz der'Kuppeln ziehen sich runde Fensteröffnungen hin, voll der